Du-Botschaften contra Ich-Botschaften

Young brothers talking with tin can telephone.Ich-Botschaften als Kommunikationshilfen

Wenn Erwartungen nicht erfüllt werden, wenn ich ein bestimmtes Verhalten nicht akzeptieren kann oder will, oder wenn ich selbst einen Konflikt mit dem Partner habe, dann ist es mir möglich ihm in Form der sogenannten „Ich-Botschaften“ mitzuteilen, dass ich auch jemand bin, der Gefühle hat, der verärgert, enttäuscht oder verletzt sein kann.

Bei der Ich-Botschaft bekommt der andere eine Information darüber, was in mir vorgeht. Ich drücke mein Gefühl direkt aus und unterstreiche meine Empfindungen durch Mimik und Gestik. Der andere empfängt eine eindeutige Botschaft.

Es gehören Mut und innere Sicherheit dazu, Ich-Botschaften zu senden und so in einer Beziehung meine inneren Empfindungen zu offenbaren. Doch wenn ich riskiere, mich auf eine offene, symmetrische Kommunikation einzulassen, so entsteht eine echte zwischenmenschliche Beziehung.

Gefahren bei der Anwendung von Ich-Botschaften

Ich-Botschaften werden dann missbraucht, wenn wir sie als versteckte Du-Botschaften dazu benutzen, den Partner zu manipulieren und alles an ihm zu verändern, was wir nicht mögen, was nicht unseren Vorstellungen entspricht. Versteckte wie offene Du-Botschaften werden vom Partner als nicht annehmbar empfunden. Er fühlt sich schuldbewusst und wird Widerstand gegen Beschuldigungen und fertige Lösungen entwickeln. Er wird herausgefordert, uns anzugreifen oder sich später zu rächen.

 

Du-Botschaften als Kommunikationsmittel

Du Botschaften werden häufig gesendet, wenn Eltern, Lehrer oder Vorgesetzte sich durch das Verhalten von Kindern, Schülern oder Mitarbeiter belästigt oder frustriert fühlen, sie das Verhalten missbilligen und/ oder darüber verärgert sind.

  • Ein Kind steigt mit Straßenschuhen auf den Tisch.
  • Ein Schüler kommt wiederholt zu spät und stört den Unterricht.
  • Ein Mitarbeiter erledigt die ihm übertragenen Aufgaben nicht.

Die Botschaften, die daraufhin folgen, lassen sich meist in eine der folgenden drei Kategorien einordnen:

1. Lösungsbotschaften

  • logische Argumente verwenden, Fakten liefern
  • raten, Lösungen anbieten
  • loben, zustimmen, positive Bewertungen geben
  • beruhigen, mitfühlen, unterstützen
  • sondieren, fragen, verhören

2. Herabsetzende Botschaften

  • urteilen, kritisieren, widersprechen, beschuldigen
  • Befehlen, kommandieren, anleiten, moralisieren, predigen
  • beschimpfen, Klischees verwenden, lächerlich machen
  • interpretieren, analysieren, diagnostizieren
  • warnen, drohen

3. indirekte Botschaften

  • aufziehen, necken
  • sarkastisch sein, abschweifen, ablenken

Häufige Folgen:

  • Unterwürfigkeit
  • nur vorgetäuschte Verhaltensänderungen
  • sich zur Wehr setzen, rebellieren
  • durchkreuzen der Lösungen
  • Nichtbeachtung
  • Wertung als zusätzlicher Beweis der eigenen Unzulänglichkeit
  • Botschaft wird nicht verstanden
  • Sender wird für unaufrichtig und falsch gehalten
  • Gefühl der Manipulation

Die Botschaften enthalten entweder das Pronomen „Du” (oder entsprechend „Sie”) oder deuten es an, wie in „Hole Bier aus dem Keller”, was heißen soll: „Du sollst Bier aus dem Keller holen”.

Weitere Beispiele:

Du hörst sofort auf damit (befehlen); Du bist jetzt ruhig, sonst passiert was (warnen); Du solltest das besser wissen (moralisieren); Du wirst morgen anders darüber denken (beruhigen); Sie sind doch sonst ein guter Mitarbeiter (positive Bewertung).

Bewertung v.s. Selbstoffenbarung

Ich-Botschaften sagen im Gegensatz zu den Du-Botschaften etwas darüber aus, was der Lehrer, Vorgesetzte usw. in Bezug auf das Verhalten fühlt oder wie es ihn berührte.

  • Ich kann nicht arbeiten, wenn ich ständig gestört werde.
  • Ich bin wirklich ärgerlich, wenn ich sehe, dass einer dem anderen die Arbeit zuschiebt.

Während Du-Botschaften fast immer als negative Bewertung empfunden werden, können Ich-Botschaften als Feststellung einer Tatsache in Bezug auf den Sender der Botschaft entschlüsselt werden.

Beispiel „Ich-Botschaften“ v.s. „Du-Botschaften“

Ein Mitarbeiter stört zum wiederholten Male eine Bespre¬chung. Der Vorgesetzte ist verärgert.

 

Ich-Botschaften erfüllen drei wichtige Kriterien für effektive Konfrontation:

  • Sie fördern höchstwahrscheinlich die Bereitschaft, sich zu ändern.
  • Sie enthalten kaum eine negative Bewertung des Gesprächspartners.
  • Sie verletzen die Beziehungen nicht.

 

Ich-Botschaften müssen drei Komponenten haben, um eine größere Wirkung zu erzielen:

  1. Bezug nehmen auf das Verhalten des Mitarbeiters – „Wenn Sie mich unterbrechen, während ich ein Gespräch mit dem Kunden führe (nicht urteilende Beschreibung) …….”
  2. Die konkrete Auswirkung (Effekt) des im ersten Teil der Botschaft beschriebenen Verhaltens auf den Vorgesetzten „….. fällt es mir schwer, wieder neu anzufangen ….” (konkrete Auswirkung)
  3. Gefühle müssen ausgedrückt bzw. die Betroffenheit gezeigt werden.
    „….. und ich habe Angst, dass ich das Verkaufsgespräch nicht erfolgreich abschließen kann” (Gefühl).

Diese logische Reihenfolge (Verhalten-Effekt-Gefühl) ist wichtig, aber nicht unantastbar. Auch eine Ich-Botschaft in beliebiger Reihenfolge wird mit größter Wahrscheinlichkeit als ehrliche, offene Feststellung verstanden werden.

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