Arbeitszufriedenheit als Führungsaufgabe

Eine der Leadion-Kernbotschaften lautet: Führung bedeutet, Mitarbeiter erfolgreich zu machen. Das ist unsere Überzeugung und auch unser Erleben, sowohl (früher) als Führungskräfte als auch (heute) als Berater, Trainer und Coaches für Führungskräfte. Insbesondere die Anerkennung und der respektvolle Umgang sowie die Motivation der Mitarbeiter sind wichtige Führungsaufgaben. Daher kommen den so genannten Soft Skills bei Führungskräften entscheidende Bedeutung zu, und die Unternehmen achten bei der Auswahl von Führungskräften besonders darauf (siehe hierzu z. B. die Wirtschaftswoche).

So weit, so gut, könnte man denken. Schließlich müssen Berater, Trainer und Coaches so denken! Daher ist es erfreulich, dass dieses Credo nun auch (bzw. wieder einmal) durch weitere Studien bestätigt wird, und zwar sowohl aus Arbeitgeber- (und OECD-) wie auch aus Gewerkschaftssicht:
1.
Das (arbeitgebernahe) Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat im europaweiten Vergleich festgestellt, dass „… nur 69 % der Beschäftigten zumindest manchmal Unterstützung durch ihren Chef (erfahren). Im EU-Durchschnitt sind es 81 %.“  Gemessen wurde die Arbeitszufriedenheit und ihr Zusammenhang mit der Führung durch den Vorgesetzten auf Grund von über 2000 Datensätzen der EU-Organisation Eurofund und weiteren inländischen Daten aus den Jahren 2010 bis 2012. Trotzdem sind 88 % der Befragten mit ihrer Arbeit zufrieden – ein langjährig ziemlich konstanter Wert. Damit liegt Deutschland in der Liste der 31 untersuchten Länder auf Platz 9 (Platz 1 hält Dänemark, den letzten Platz nimmt Albanien ein). Dieses Ergebnis ist überwiegend identisch mit Analysen der OECD. Insofern dürften eigentlich die gesundheitlichen Störungen am Arbeitsplatz nicht wesentlich zunehmen.
Dennoch stellen die Krankenkassen eine deutliche Zunahme psychischer Störungen fest, in vielen Fällen verbunden mit Frühverrentung. Das IW führt das darauf zurück, dass Depressionen und andere psychische Leiden häufiger diagnostiziert würden als früher. Das mag zwar sein, trifft aber nach den Angaben der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) nur zum Teil zu. Viele fühlen sich laut BAUA-Angaben durch das Multitasking, nämlich verschiedene Aufgaben gleichzeitig erledigen zu sollen, belastet. Termin- und Zeitdruck sowie ständige Unterbrechungen erhöhen den Stress der Beschäftigten. Das hat sich – und nicht nur die Anzahl der Diagnosen – in den letzten Jahren rapide geändert. Trotzdem haben laut IW-Studie viele Leute Spaß an ihrer Arbeit. Erst der dauerhafte Stress führe zu Überlastung. Hier gibt es gute Ansätze, über organisatorische Maßnahmen den Stress zu reduzieren.
Besonders spannend sind die Aussagen der Studie zur Rolle des Geldes. Dort heißt es nämlich, dass deutschen Arbeitnehmern eine angemessene Bezahlung nicht ganz so wichtig sei wie z. B. den Beschäftigten in Südeuropa. 82 % der Beschäftigten, die sich unterbezahlt fühlen, sind dennoch mit ihrer Arbeit zufrieden; diejenigen, die sich angemessen bezahlt fühlen, sind zu 95 % zufrieden. Dieser Unterschied ist in anderen Ländern z. T. deutlich größer.
Konsequenz aus diesen (und weiteren Erkenntnissen) aus der IW-Studie:
Die Arbeitszufriedenheit lässt sich am besten erhalten bzw. steigern, wenn
  • Die Bezahlung stimmt
  • Gute Karrierechancen geboten werden
  • Der Arbeitsplatz sicher ist
  • Die Vorgesetzten ihre Mitarbeiter unterstützen
  • Die Arbeitnehmer Einfluss nehmen können auf
    –    Die Arbeitsorganisation
    –    Die Wahl der Teamkollegen und
    –    Auf Zielvereinbarungen.
Damit ergeben sich sowohl auf der Makroebene (Unternehmensweit) als auch auf der Mikroebene (Einflussbereich jedes Vorgesetzten) jede Menge Möglichkeiten für die Führungskräfte, Zufriedenheitspotenziale zu nutzen und auszubauen. Das erfordert natürlich ein gewisses Maß an Führungsqualität und –effektivität, und da gibt es nach Aussage des IW noch deutlich Luft nach oben. Etwa die Hälfte der Unternehmen trainiert die eigenen Führungskräfte; die andere Hälfte scheint sich darauf zu verlassen, dass es schon irgendwie klappen wird (siehe oben).
2. Und hier schließt sich der Kreis, denn auch der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte in einer Untersuchung 2010 ermittelt, dass die Führungsqualität in Deutschland lediglich Mittelmaß ist (www.dgb.de/themen/++co++90f391be-020b-11e0-4f29-00188b4dc422).

Bei so viel Einigkeit fragt man sich allerdings, warum dann immer noch zu wenig bzw. zu wenig Wirkungsvolles passiert. Vielleicht sind wir Deutschen ja trotzdem noch immer motiviert (siehe oben), wenn wir nicht gut bezahlt und auch nur mittelmäßig geführt werden?
Wir von Leadion sind jedenfalls überzeugt: Die Herausforderungen der Zukunft (Fachkräftemangel, Demografie, Diversität, Globalisierung und Beschleunigung) werden sich nur durch gute Führung und zufriedene Mitarbeiter bewältigen lassen.
Sie sind interessiert an weiteren Themen rund um das Thema Führung? Wir bieten individuelle Programme für Führungskräfte und Inhouse-Programme für Unternehmen. Außerdem halten wir Vorträge rund um das Thema Führung und trainieren Trainer für das Leadion-Modell.
Veröffentlicht in Effizienz.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert