Motivation: Vergeben Sie möglichst viele Titel

Ulrich Grannemann- Mit dem Satz: „Bitte dabei nicht betrügen“ versuchte Christopher Bryan erwachsene Testpersonen vom Schummeln fernzuhalten. Mit sehr geringem Erfolg. Aber mit der Aufforderung „Bitte seien Sie kein Betrüger“ reduzierte er die Zahl der Falschspieler enorm. Die Identitäts – Zuschreibung ist wirksamer als die Verhaltensbeschreibung. Seien Sie „Wähler“,  ist wirksamer als „bitte gehen Sie zur Wahl“. „Ich brauche einen Helfer“, ist wirksamer als „ich brauche Hilfe“. Achten Sie selbst auf kleine, aber feine Veränderungen  wenn sie sich sagen: ich bin Sportler, ich bin Sängerin, ich bin Bergsteiger, ich bin Golffahrer – anstatt zu sagen: ich treibe Sport, ich singe ich steige auf den Berg und ich fahre einen Golf.

 

Gregory Bateson und Robert Dilts haben in dem Lern- und Veränderungsmodell der logischen Ebenen diese wichtige Struktur aufgezeigt.

 

Oben in der Spitze der Pyramide steht die Identität, also Aussagen die sich mit „ich bin x“ ausdrücken lassen. Wer bin ich, bzw. wer bin ich nicht.

Diese Identität macht Welt- und Menschenbilder möglich und bestimmt die Werte, also das, was uns wichtig und „wertvoll“ ist.

Diese Werte machen das Erlernen von Fähigkeiten und Fertigkeiten möglich oder erschweren diese. Fähigkeiten bestimmen die Bandbreite unserer Verhaltensmöglichkeiten. Das sind die Punkte in denen ich sage:  „ich tue etwas (nicht)“. Unser Verhalten ist der sichtbare Teil dieses Gesamtsystems. Aber nur mit dem Verhalten können wir unser Umfeld verändern, anderes Feedback bekommen, unsere Ziele erreichen.

 

 

Gregory Bateson wies darauf hin, dass in einem Lern-, Veränderungs- oder Kommunikationsprozess natürliche Hierarchien der Klassifikation vorhanden sind. Die Funktion einer je­den Ebene ist, die Informationen der unteren Ebene zu organisieren und die Regeln der Veränderung auf dieser Ebene sind verschieden von den Regeln der Veränderung auf einer unteren Ebene. Eine Veränderung auf der unteren Ebene kann, aber muss sich nicht not­wendigerweise auf die höhere Ebene auswirken, aber Veränderung auf der höheren Ebene wird notwendigerweise die unteren Ebenen verändern, um die Veränderung der oberen Ebene zu unterstützen. Bateson bemerkte, dass häufig die Verwechslung der logischen Ebene Probleme schafft.

 

1. Identität- Ich bin…

Dies ist mein grundlegendes Selbstbild, meine tiefsten, zentralen Werte und meine

Aufgabe oder Mission im Leben.

2. Glaubenssystem und Werte – ich glaube…

Dies sind die verschiedenen Leitideen, die wir für wahr halten und als Grundlage unseres alltäglichen Tuns benutzen. Glaubenssätze und Werte können sowohl Berechtigungen als auch Einschränkungen beinhalten.

3. Fähigkeiten- ich kann …

Dies sind die Gruppe oder Klassen von Verhaltensweisen, allgemeine Fertigkeiten und Strategien, die wir in unserem Leben benutzen.

4. Verhalten – ich tue…

Dies sind die konkreten Handlungen, die wir ausführen, abhängig von unseren Fähigkeiten.

5. Umfeld – ich bekomme, habe, sehe, höre  etc …

Das ist alles, worauf wir reagieren, unsere Umgebung, Erfolge und andere Menschen.

 

 

Unternehmen sollten also ihre Praxis überdenken, nach welchen Kriterien und mit welchen Motiven sie Titel auf den Visitenkarten verteilen.

 

Viele gehen sehr geizig und sehr zurückhaltend mit Titeln um. Titel dienen häufig der Verortung in den Rangebenen eines Unternehmens. Hier wird fast eifersüchtig darauf geschielt, dass keine Bezeichnung etwas mehr her machen könnte, als die eigene. Dabei wird die Wirksamkeit von Titeln in das Unternehmen hinein stark überschätzt. Sie sind wichtig in der Kommunikation nach außen. Und hier machen sich Unterschiede in der gefühlten interpretierten Wortbedeutung von Titeln gar nicht oder höchst selten bemerkbar.

 

Vor dem Hintergrund, dass Identitäts – Aussagen aber einen entscheidenden und wichtigen Einfluss auf die Motivation und die Identifikation mit dem Unternehmen ausmachen, kommt man zu anderen Ergebnissen. Wie fühlt sich „ich arbeite im Service“ an im Unterschied zu „ich bin Service-Spezialist“? Worauf sind Sie  stolzer?

 

Folgt man diesen Ergebnissen sollten Unternehmen wesentlich großzügiger mit der Vergabe von Titeln sein. Vorbedingung ist, dass sich die Mitarbeiter mit der Beschreibung identifizieren können. Das ist weder bei zu bescheidenen Beschreibungen, aber auch nicht bei Übertreibungen möglich.

 

Im Zweifel gilt: die Schuhe etwas größer machen als die Füße sind. Mitarbeiter wachsen schnell in ihren neuen Identitäten hinein.

 

In diesem Sinne:

 

Chefredakteurin: Petra Grannemann

Cheflektor: Roland Gruber

Leiter Technik und IT: Lars Kuger

Stellvertretende Chefredakteurin: Caroline Grannemann

Autor : Ulrich Grannemann

 

 

 

 

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Veröffentlicht in Effizienz, Motivation.

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