Was macht uns im Beruf glücklich?

Früher hieß es: „Wie lange musst Du noch arbeiten?“ Heute müssen wir fragen: „Wie lange dürfen und können wir arbeiten?“ Denn die, die arbeiten, sind gesünder, zufriedener und sind länger fit und offen. Umso wichtiger ist deshalb die Frage: welche Faktoren machen in der Arbeit glücklich? 

Die aktuellen Stressstudien kommen wieder zu steigenden Belastungen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Wir als Führungskräfte haben einen erheblichen Einfluss auf die Arbeits- und Anreizlandschaft, die wir schaffen.
 
„Glück erlebt, wer die Aufmerksamkeit auf etwas Angenehmes richtet“
(Daniel Kahneman)
 
Prof. Howard Gardner, Harvard, studiert und erforscht seit 20 Jahren, was gute Arbeit ausmacht. Er sortiert die Ergebnisse aus tausenden von Befragungen nach drei „E’s“ als Kriterien für gute Arbeit: Exzellenz, Ethik und Engagement.
 
Exzellenz: Strebe ich nach Exzellenz? Frage ich jedes Mal, was ich besser machen kann? Wen frage ich? Wie oft?
 
Engagement: Gehe ich positiv gefordert an meine Aufgaben? Macht mir Freude, was ich tue?
 
Ethik: Inwieweit hat meine Leistung, mein Verhalten, unser Produkt positive Auswirkungen auf andere? (oder auch: „Gibt es Dinge, die Sie nicht tun würden in Ihrem Beruf, obwohl sie nicht illegal sind?“)
 
Zwei extreme Berufsgruppen: Forscher und Journalisten
Gardner nennt zwei Berufe in den USA, die extreme Ausprägungen in ihrer Berufs- Zufriedenheit aufzeigen: die Genforscher, die besonders glücklich sind und die Journalisten, die eher sehr unglücklich sind. Was macht die einen glücklich mit und in ihrem Beruf und die anderen unglücklich und damit auf lange Sicht häufig auch häufiger krank.
 
Die Genforscher bekommen in den USA (nicht unbedingt bei uns in Deutschland) von allen Interessengruppen das gleiche Signal aus: Das, was ihr tut ist gut! Wirtschaft, Gesellschaft, Bürger, Politik, Patienten– alle Gruppen finden die Arbeit gut und wichtig. Praktisch alle Genforscher sind deshalb begeistert in ihrem Beruf.
 
Bei den Journalisten sieht das anders aus. Sie wollen kritisch und investigativ arbeiten, aber Verlage wollen Auflagen steigern, Leser wollen Sensationen, Anzeigenkunden keine Kritik. Journalisten werden von allen Interessengruppen kritisch betrachtet. Sie sind in ihrem Beruf eher verzweifelt.
 
Das öffentliche Ansehen eines Berufes hat starke Auswirkungen auf die Zufriedenheit
Gardner sieht es als falsch an, dass viele Berufsanfänger erst einmal Geld und Ruhm suchen und nicht die drei E‘s. Denn einmal in einem System gebunden, wird es mit der Zeit immer schwerer, die Berufung zu wechseln. Banker, die Finanzkrisen auslösen, Ärzte, die zu viel operieren oder Konstrukteure von Autos, die umweltschädigend sind. All diese „Nebeneffekte“ haben sofort Auswirkungen auf Image und Status einer Berufsgruppe oder einer Branche.
 
Zu den 3 „E“s am besten noch die 3 „M“s
Gardner empfiehlt deshalb, passend zu den drei E, noch die 3 M´s.
 
Mission: Was ist die Mission hinter meiner Arbeit?
 
Models (Vorbilder): Wem eifere ich nach? Und Warum?
 
Mirror (Spiegel): Wenn ich in den Spiegel schaue: bin ich stolz auf mich? Oder im besten Kant´schen Sinne: wenn alle in meinem Beruf so wären, wie ich – würde ich in dieser Gesellschaft leben wollen?
 
 
Was heißt das für unsere Führungsaufgabe?
Es heißt, dass unsere Aufmerksamkeit auf die Leistungen nicht nur aus Kontrolle, sondern aus Förderung von Exzellenz besteht. Dass die Aufmerksamkeit auf die Motivation auch die Beseitigung von Störungen und Engagement bedeutet ist uns vielleicht nicht wirklich neu. Neu ist Gardners Mahnung mehr auf die Interessengruppen unserer Arbeit zu schauen und deren Einwände und Klagen ernst zu nehmen.
 
Was können wir tun, um die Ethik unserer Arbeit zu erhöhen?

Die Frage ist also: Welche Interessengruppen sind mit unserer Arbeit nicht einverstanden? Warum nicht? Was stört sie? Und wie können wir das ändern? Das Untersuchen der Abläufe und Verhaltensweisen ist umso wichtiger, je mehr die Arbeit in der Aufrechterhaltung von Regeln und Gesetzen liegt (Polizei, Revision, Einkauf u.v.m.) Welches ist das einwanderhebende Element eines Systems? Welche Interessengruppe habe ich verdrängt oder ignoriert? Wie kann ich den Nutzen aller Gruppen fördern und erhöhen?

 

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Good Work
Howard Gardner
Taschenbuch: 304 Seiten
Sprache: Englisch
ISBN-10: 0465026087

 

 

"Wann Arbeit glücklich macht" – Interview Die Zeit mit Howard Gardner. (PDF)

 

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Veröffentlicht in Effizienz.

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