Ulrich Grannemann, 2007 Auf die Frage eines Kunden, welches die häufigsten Führungsfehler seien, haben wir eine nicht repräsentative Umfrage unter unseren Coaches gestartet. Die Befragung ergab die folgende Hitliste:
1. Übertriebene Präsentation der Position:
Für viele Führungskräfte scheint es so zu sein, als ob sie ihren Status erst noch beweisen müssten.
Dies tun sie durch übertriebene Distanz, Forderungs- und Vorwurfshaltung, das Zeigen fachlicher Überlegenheit (Korrekturen) aber auch durch falsche Rücksichtnahme und einem Mangel an Feedback.
2. Reaktive Führung / Mangel an pro-aktiver Führung:
Generell nehmen sich Führungskräfte zu wenig Zeit, um in die pro-aktive Führung von Mitarbeitern zu investieren und führen zumeist lediglich reaktiv. Sie offenbaren ein Tendenz zum Festhalten an den alten eigenen Lieblingsaufgaben, -projekten und -kunden.
Die Größe der Auftragspakete und der Konkretisierungsgrad des gewünschten Auftragsergebnisses passt nicht zum Reifegrad des Mitarbeiters. Folgen sind latente Überforderung (Mitarbeiter traut sich nicht nachzufragen) und Demotivation bei Gängelung (?Mit wem glaubt er hier zu reden??).
4. Fahrlässiges Wecken und Verbleiben von Erwartungen:
Motivation durch bewegliche ?Möhrchen? (?Wenn Sie sich so weiterentwickeln, dann schau´n wir mal?).
5. Unkenntnis über das Wohlbefinden der Mitarbeiter:
Keine Information seitens der Führungskraft über die Arbeitszufriedenheit,Motivation, Beziehungsqualität etc. Die VG-MA-Feedbacklücke wird nicht geschlossen. Die Führungskraft wird nicht korrigiert, leidet an Selbstüberschätzung
6. ?Feigheit vor dem Feinde?:
Bei unangenehmen Themen werden ?fremde Truppen? zur scheinbaren Verstärkung missbraucht (?Kollegen haben auch gesagt??, ??man??, ??die Unternehmensführung??, ?Mein Chef?? oder ??der obere Führungskreis ist (auch) der Meinung?? , ?Ich kann Sie nicht mehr halten, weil Ihre Mitarbeiter nicht mit Ihnen zufrieden sind??).
7. Korrigieren der Entscheidungen der eigenen Mitarbeiter gegenüber Dritten
Schlimmster Fall: Die Mitarbeiter des Mitarbeiters kommen zum Chef und erwirken eine Korrektur. Dies hat eine nachhaltige Schwächung des eigenen Mitarbeiters zur Folge.
8. Kritik und Lob vor Dritten
Die exponierte Position des Vorgesetzten lässt die Anzahl der Fälle, in denen es angemessen oder erlaubt ist Feedback vor Mehreren zu üben, sehr gering werden.
9. Zu hohe Erwartungshaltung gegenüber den Mitarbeitern seitens eigener Ideen und deren Umsetzung:
Führungskräfte verlangen zu häufig Gedankenlesen seitens ihrer Mitarbeiter; sie nehmen sich zu wenig Zeit, um die eigenen Erwartungen und deren Hintergründe transparent und bekannt zu machen. Dabei erwarten sie, dass der Mitarbeiter weiß, was sie denken bzw. wollen.
10. Folgeschwere Kommunikationsfehler:
Die zeigen sich durch unpräzise Sprache, Verletzungen der Persönlichkeit, Killerphrasen, Unterstellungen, ?Kommunikationsgifte?, wie zum Beispiel ??endlich??, ??wenigstens?? etc.
11. Einseitige und unvorbereitete Kündigung von (auch von ungeschriebenen) Verträgen zwischen Mitarbeiter und Unternehmen
In der Regel resultiert daraus ein Verlust von Geld, Aufgabe, Status, Arbeitsbedingungen, Kollegen im Rahmen von Veränderungsprojekten.