Die dritte Intelligenz

Nach Antonio R. Damasio unterscheiden wir nach drei verschiedenen „Arten von Intelligenz“. Diese bestimmen jeweils darüber, wie wir uns in bestimmten Situationen entscheiden und wie unsere Emotionen dabei Einfluss auf unsere Entscheidungsgewalt nehmen.

Die erste Intelligenz

Die erste Intelligenz ist die, die als IQ gemessen wird. Diese kann gut, genau und detailreich „rechnen“. Dadurch kann sie analysieren und schafft die Voraussetzung dafür, dass wir gut kommunizieren können. Genauer: wir können unsere Entscheidungen rationalisieren, begründen und damit argumentieren.

Allerdings ist diese analytische Vorgehensweise nicht sehr hilfreich, wenn Sie z.B. versuchen, eine Entscheidung im Restaurant, bei der Partnerwahl oder bei ähnlichen komplexen Situationen mit logischen Ableitungen zu entscheiden. Und jeder kennt Fälle, in denen ein hoher IQ nicht zu Erfolg oder Lebensfähigkeit führt, z.B. der Klassenbeste, der trotzdem im Leben versagte.


Merkmal der ersten Intelligenz:

 

Ähnliche Begriffe:

 

Kognitive Intelligenz, Ratio, Vernunft, „Arbeitsspeicher“

 

genau, detailreich

 

aber: langsam, beschränkte Verarbeitungskapazität

 

 

 

 

Ort:

Die äußeren 3 mm der Gehirnrinde: die Cortex.

Die zweite Intelligenz

Die zweite Intelligenz ist das, was wir mit Intuition, Ahnung, ein gutes oder ein schlechtes Gefühl, was wir mit „Bauch“ bezeichnen. Wenn wir diese nicht haben sind wir lebensuntauglich. Die Hirnpshysiologie kann zeigen, dass bestimmte Hirnverletzungen bei voll funktionsfähigen kognitiven Fähigkeiten dazu führen, dass der Patient lebensunfähig wird, weil er die Handlungsentwürfe nicht mehr bewerten kann, da die Verbindung zum emotionalen Erfahrungsgedächtnis gekappt ist (Antonio R. Damasio, 1994).

Die Bauchintelligenz ist schnell und eindeutig, sie lässt innere Filme bzw. Szenarien ablaufen, vergleicht mit Erfahrungen und verbindet und bewertet mit den persönlichen Bedürfnissen (Werten).


Merkmal der zweiten Intelligenz:

 

Ähnliche Begriffe:

 

 

Emotionale Intelligenz, Intuition, Unbewussten, „Festplatte“


bewertet Szenarien schnell und eindeutig mit gut oder schlecht für uns; schafft (Selbst-) Sicherheit

 

 

 

aber: kann nicht begründen/kommunizieren

 

 

 

 

 

Ort:

Subcortex: Gehirn unterhalb der 3 mm

Es hat aber keine Argumente, keine Gründe. Es weiß nur, es ich die richtige Entscheidung.
Kann es frei entscheiden, kann es schnell zu einer falschen Entscheidung kommen, wenn zu wenige Szenarien einbezogen wurden.

Hat das „Bauchhirn“ Übergewicht, kann es sein, dass wir zu schnell die momentane Bewertung („Alles ist…“, „Die/Der ist….“) in Handlungen umsetzen, die wir danach bereuen. Die alten Griechen haben diesen Überhang der Gallenflüssigkeit (Cholos) zugeschrieben. Hat die andere Seite ein Übergewicht (Analyse, abwägen), wird gar nicht entschieden (Phlegma).

Wir können manche Menschen – und vielleicht auch uns selbst – besser verstehen, wenn wir Wechsel in Verhaltens- und Reaktionsweisen als Wechsel der dominanten Intelligenz deuten können.

Führung und die zweite Intelligenz

Für uns als Führungskräfte ist dieser Zusammenhang besonders wichtig: Mitarbeiter brauchen beispielsweise in Meetings und Besprechungen Zeit, um einen Einwand im Bauchgehirn im Kopfhirn ankommen zu lassen, oder die Erlaubnis, später entscheiden oder nachfragen zu können.

Auf der anderen Seite darf uns unsere Entscheidungsmacht nicht dazu verführen, nur bei der Bauchentscheidung zu bleiben und auf die Begründung zu verzichten. Killerphrasen wie „ Das ist jetzt eben so“, „Ober sticht Unter“, „Machen Sie jetzt einfach“ kommen daher. Es ist weniger der Umstand, dass die Entscheidung und damit die Verantwortung bei einer Person liegt sondern, dass Entscheidungen nicht erklärt und begründet werden, was die autoritäre Führung so schädlich macht.

Die dritte Intelligenz

Weder die erste noch die zweite Intelligenz entscheidet über Lebenstauglichkeit. Der Ausfall eines der beiden Intelligenzen führt zum Ausfall des Gesamtsystems. Das heißt keiner von beiden hat den Hut auf.
Was entscheidet welchen Kognitionen in den Arbeitsspeicher/Bewusstsein kommen?
Was entscheidet, welche Szenarien vom Unbewussten bewertet werden?

Merkmale der ersten Intelligenz

Merkmale der dritten Intelligenz:

Merkmale der zweiten Intelligenz:


genau, detailreich

 

 

aber: langsam, beschränkte Verarbeitungskapazität

 


Vermittelt zwischen der ersten und zweiten Intelligenz

 

Sendet Bewertungsaufträge an das Unbewusste zur emotionalen Bewertung.

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Sendet Rationalisierungsaufträge zum Bewusstsein

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Bewertet Szenarien schnell und eindeutig, schafft (Selbst-) Sicherheit

 

aber: kann nicht begründen/kommunizieren

 

 

 

 

Als Führungskräfte brauchen wir vor allem diese dritte Intelligenz, damit unsere Emotionen zu kommunizierbaren Kognitionen werden und wir damit die richtigen Szenarien an die zweite Intelligenz zur Bewertung schicken. So ist z.B. der Unterschied zwischen einem Charismatiker und einem Tyrannen die dritte Intelligenz.

 

Es scheint das gelungene und geschmeidige Wechselspiel dieser drei psychischen Systeme zu sein, das zu umfassender Lebensfähigkeit führt.

 

 

Es hilft somit wenig zu wissen wie hoch mein IQ, EQ (emotionale Intelligenz) oder der „iKQ“ (intrakommunikative Intelligenz) ist, sondern wie kann ich die drei Intelligenzformen ausbauen? Welches sind die Intelligenzverstärkter? (erscheint nächst Woche)

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