Kampf der Führungsmüdigkeit – wie Führung wieder Spaß machen kann.

Michael Schmidt – Sowohl unsere eigenen Erfahrungen mit Führungskräften aller Altersgruppen, als auch die Aussagen unserer Kunden zeigen seit mehreren Jahren einen Trend auf: Deutschlands Führungskräfte sind zunehmend führungsmüde. Zudem passt das Angebot vieler Unternehmen zur Führungskräfteentwicklung ihrer Manager und Nachwuchsführungskräfte nicht mehr in ausreichendem Maß zum Bedarf. Nun bestätigen drei Studien diese Diagnose.

a.     Die Unternehmensberatung Odgers Berndtson hat in ihrem Führungsbarometer 2013 (www.odgersberndtson.de), bei der rund 1200 Obere Führungskräfte befragt wurden, diesen Trend bestätigt.  

b.    Das Beratungsunternehmen Universum Communications (www.universum-global.com) hat 5000 „Young Professionals“ (Berufstätige mit Hochschulabschluss und bis zu 8 Jahren Arbeitserfahrung) zu Ihren beruflichen Wünschen gefragt. 

c.     Die Zeitschrift managerseminare hat in einer Umfrage im Herbst 2013 über 300 Führungskräfte zu Ihrer Weiterbildung befragt. Ein wichtiges Ergebnis:  Eine deutliche Diskrepanz zwischen den Weiterbildungswünschen und dem Angebot vieler Unternehmen.

Fasst man die wichtigsten Erkenntnisse dieser Studien zusammen, so ergibt sich folgendes Bild:

·         Je jünger die Führungskräfte sind, umso weniger dominiert die Freude an der Führungsverantwortung als Motivator, eine Führungsaufgabe zu übernehmen. Die meisten motiviert in erster Linie die Möglichkeit, die eigenen Stärken und Talente auszuleben, zur Übernahme einer Führungsposition.  

·         25 % der durch managerseminare Befragten wurden nicht auf die Übernahme von Führungsaufgaben durch Weiterbildung vorbereitet. 
 

·         Kurzformate in der Weiterbildung nehmen zu (1- und 2-Tages-Seminare, Workshops, Coaching, usw.), weil die Führungskräfte nicht mehr so lange vom Arbeitsplatz weg bleiben können oder wollen. 

·         Der Wunsch nach Coaching ist zwar hoch; er wird aber offensichtlich nicht so oft realisiert, wie gewünscht, wohl auch aus finanziellen Gründen (wenn ca. 50 % der Befragten die Maßnahmen selbst zahlen müssen, schränkt das die Möglichkeiten naturgemäß ein).

Und wie soll die Lösung aussehen? Wie kann man die Führungsmüdigkeit speziell der Jüngeren wirksam bekämpfen und sie für die Übernahme von Führungsverantwortung gewinnen, sie aber auch darauf gut vorbereiten? Auch dafür liefern die Praxis und die genannten Studien wichtige Ansatzpunkte:

1.     Gerade jüngere Führungskräfte wünschen sich flexiblere Arbeits-und Präsenzzeiten (wie z. B. in den Niederlanden und den skandinavischen Ländern bereits selbstverständlich, gerade auch für Führungskräfte) und eine höhere Akzeptanz von Aus- und Familienzeiten bei Führungskräften. 

2.     Eine intensivere Vorbereitung auf die Übernahme von Führungspositionen. Immer mehr junge Führungskräfte werden ohne große Vorbereitung in den Führungsalltag „geworfen“ und haben nicht mehr wie früher 100 Tage zur Einarbeitung, sondern müssen vom 1. Tag an „liefern“.  

3.     Stärkere Orientierung der Karriereplanung an Inhalten als an Hierarchien, z. B. durch Fachkarrieren. 

4.     Die Führungskräfteentwicklung sollte dem Bedürfnis nach Kurzzeitformaten entgegenkommen. 

5.     Die Führungskräfte möchten individuell gefördert werden. Sie wünschen sich eine Kombination aus systematischen Karriere- und Management-Programmen, Coaching und Mentoring.

Hier sind nun die Unternehmen gefordert, durch eine passende Kombination von Führungskräfteentwicklungsprogrammen und individuellen Unterstützungsformaten die zukünftigen (und natürlich auch die bereits amtierenden) Führungskräfte für das Führen zu motivieren und sie dazu zu befähigen, z. B. durch unser LIP (Leadership Improvement Program) oder unser Konzept der begleiteten Führung. So kann er gewonnen werden, der Kampf gegen die Führungsmüdigkeit.

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Kommentare:

„Guter Ansatz! Aus meiner Sicht darf aber noch ein Punkt hinzugefügt werden, damit es gerade für jüngere Mitarbeiter wieder attraktiver wird, Führungsverantwortung zu übernehmen: Das generelle Überdenken vieler Führungs- und Organisationsparadigmen, wie z.B. Führung durch Ziele, Motivation und Incentivierung, hierarchische Führung, klassische Machtstrukturen usw. usf. . Diese sind durch neue Erkenntnisse von Psychologie und Soziologie längst widerlegt, werden aber vielfach aus reiner Hilflosigkeit künstlich weiterbeatmet. Erst wenn neue, moderne und vor allem menschengerechte Führungs- und Organisationsprinzipien Anwendung finden, werden auch wieder die Jungen (aber nicht nur die!) Spaß und Freude an der Führungs haben.“

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