Eine Meta-Studie der US-Forscher Elizabeth Mostofsky, Elizabeth A. Penner und Murray A. Mittleman, macht deutlich, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen starken negativen Emotionen und dem Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall gibt. Für die Untersuchung wurden neun Studien aus den Jahren 1966 bis 2013 ausgewertet.
Zwei Stunden nach Ausbruch ist das Risiko besonders hoch
Die US-Wissenschaftler weisen nach, dass bereits kurze Attacken von psychischem Stress in Form von Wutausbrüchen erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben. In den zwei Stunden nach einem Wutanfall ist das Risiko für einen Herzinfarkt um das Fünffache höher, die Gefahr eines Schlaganfalls steigt um das Dreifache. Sechsfach erhöht ist das Risiko eines platzenden Aneurysmas im Kopf, immer im Vergleich zu einem Zustand emotionaler Ausgeglichenheit. Darüber hinaus besteht die Gefahr von Herzrhythmusstörungen.
Ist es also besser, den Mund zu halten und den Ärger herunter zu schlucken?
Auch heruntergeschluckter Ärger erhöht das Herzinfarkt-Risiko, wie eine Langzeit-Studie des Stress Research Institutes der Universität Stockholm bei Männern nachwies. Man konnte in der zehn Jahre laufenden Studie feststellen, dass die Männer, die regelmäßig ihren Ärger herunterschluckten, ein doppelt so hohes Risiko für Herzkrankheiten, bis hin zum Tod durch Herzinfarkt, haben.
Darüber hinaus kann Dauer-Frust laut der American Psychological Association zu passiv-aggressivem Verhalten oder zu einer zynischen und feindseligen Persönlichkeit führen. Wer nicht gelernt hat, seinen Ärger konstruktiv zu äußern, neigt mit der Zeit zu einer destruktiven Grundhaltung, mit der Neigung, permanent alles zu kritisieren und andere herunter zu machen.
Wie also mit dem Ärger umgehen?
Es gibt leider kein einfaches Rezept. Deutlich ist, dass die Extreme weder für einen Selbst, noch für die anderen Beteiligten, wirkliche Lösungen bringen, sondern letztlich für alle negative Auswirkungen haben.
Schon Konfuzius wusste: „Wenn die Wut wächst, denke an die Konsequenzen”. Das entspricht auch der klassischen Methode des „gehe in die Vogelperspektive“. Alles, was Abstand zur aktuellen Situation bringt, ist erstmal hilfreich. Ob man einfach den Raum verlässt, bis zehn zählt, bevor man reagiert, dreimal kräftig durchatmet oder eine andere Methode nutzt, muss jeder für sich selbst heraus finden.
Den duldsamen Schweigern hilft nur eines: Kommunikation (auch das kann man trainieren). Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie auf eine frustrierende Situation reagieren sollen: Reden ist hier Gold. Reagieren Sie: wehren Sie sich, finden Sie einen angemessenen Weg, Nein zu sagen, jemandem Feedback zu geben oder Ihre Sicht der Dinge auszudrücken.
Wo dies nicht möglich ist, hilft vielleicht auch noch etwas anders: der Psychologe Thomas Brinthaupt von der Middle Tennessee State University fand heraus, dass Frustration, Trauer und Wut durch Selbstgespräche (vielleicht aber nicht gerade in Anwesenheit anderer Menschen) ein Ventil finden können.
Was wirklich hilft, ist individuell sehr verschieden. Wenn eine Methode Entspannung bringt, ist sie auch gut – wenn nicht, sollte man etwas anderes ausprobieren, rät die Deutsche Herzstiftung.
Wenn Sie allerdings über längere Zeit keine guten Möglichkeiten für sich finden: seien Sie sich im Klaren, dass das Problem sich nicht wie von Zauberhand von selbst lösen wird. Finden sie einen guten Coach.