Vorurteil bestätigt: Banker lügen öfter als andere

Roland Gruber – Die Unternehmenskulturen in Banken befördern Lug und Betrug. Dies haben Forscher vom Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Zürich nun wissenschaftlich belegt. Die Wissenschaftler Cohn, Fehr und Marechal führten mit 200 Bankangestellten verschiedener Banken eine Studie durch: die Banker wurden in 2 zufällige Gruppen eingeteilt. Mit der einen Gruppe wurde vor dem Experiment ausführlich über ihr privates Leben und die dort vorhandenen Normen und Wertvorstellungen gesprochen, die zweite Gruppe wurde in den Interviews gedanklich stark auf ihren Beruf und die dort geltenden Regeln fokussiert.

Im anschließenden Experiment wurde den Teilnehmern eine einfache Aufgabe gestellt. Sie sollten beim uralten Münzwurf-Spiel „Kopf oder Zahl“ die richtige Vorhersage treffen und dafür dann jeweils 20 Dollar erhalten. Nach 10 Spielrunden waren so also 200 Dollar zu verdienen. Der Gewinn wurde aber nur ausbezahlt, wenn die Teilnehmer ein Ergebnis angaben, das mindestens dem Durchschnitt aller Münzwerfer entsprach. Den Teilnehmern wurde dabei der Eindruck vermittelt, dass ihre Ergebnisse nicht nachgefragt oder kontrolliert würden. „Dieses Element fügten wir hinzu, um den Konkurrenzkampf im Bankerberuf widerzuspiegeln“ erläuterte Michel Marechal.

Das Ergebnis: die auf ihr Privatleben „gepolte“ Gruppe gab 51,6 % erfolgreich vorhergesagte Münzwürfe an. Bei einer 50/50 Wahrscheinlichkeit wurde also ein klein wenig geschummelt. Die Gruppe, die annahm, dass ihr normales berufliches Verhalten erwartet würde, gab 58,2 % richtige Tipps an, verhielten sich also signifikant unehrlicher.

Um zu überprüfen, ob dieses Ergebnis auf andere Berufsgruppen übertragbar ist, wurde das Experiment auch mit Mitarbeitern aus der IT, Telekommunikation, Pharmabranche, Produktion und Studenten durchgeführt. Keine dieser Berufsgruppen wurde dabei deutlich unehrlicher, wenn ihnen ihre berufliche Grundhaltung in Erinnerung gerufen wurde.

Die Sozialpsychologie lehrt uns, dass die Identität eines Menschen stark durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe und deren Regeln und Normen geprägt ist. Auch stimmen Bankangestellte in Umfragen der Aussage überwiegend zu, dass der soziale Status vom finanziellen Erfolg abhängt. Maechal: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die sozialen Normen in der Bankenindustrie unehrliches Verhalten eher tolerieren und damit zum Reputationsverlust der Banken beitragen“. Alain Cohn empfiehlt den Banken sogar einen Ethik-Schwur, ähnlich dem hippokratischen Eid der Ärzte und die Einführung von Bonuszahlungen für moralisch einwandfreies Verhalten.

Zusammenfassung: Banker sind ganz normale Menschen, denen man vertrauen kann, außer sie sitzen einem an ihrem Schreibtisch gegenüber. Ein gewisses schizophrenes Potenzial scheint für Bank-Mitarbeiter ganz hilfreich zu sein, wenn sie dauerhaft Beruf und Privatleben auseinander halten wollen. Interessant wäre dabei vielleicht auch eine Untersuchung der Spätfolgen: „Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein."(Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, Aph. 146)

Um bei unseren Vorurteilen bleiben zu können: Wir warten auf die Münzwurf-Studie mit Politikern…

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