Respekt und Wertschätzung – verzweifelt gesucht!? Teil 1

Michael Schmidt – Die Klagen über den Mangel an Respekt und Wertschätzung in Unternehmen häufen sich. Meist stehen dabei die Führungskräfte im Fokus: Nicht wirklich da, zu gehetzt, Kommunikation im Telegrammstil oder gar ein Arschloch als Chef! Da macht es ja bald gar keinen Spaß mehr, Führungskraft zu sein, wenn man vermehrt solche Feedbacks bekommt. Und tatsächlich: Immer häufiger höre ich von Kunden, dass die Gewinnung von Führungsnachwuchskräften schwerer wird, weil sich junge Leute fragen: Muss ich mir das antun? Vom Chef und den Kunden unter Druck gesetzt, von Mitarbeitern als respektlos angesehen, und dann die ganzen Überstunden? Und wer respektiert mich, mein Engagement, meinen Einsatz, meinen Idealismus?

 
Laut einer Studie der Wertekommission Bonn hat sich die Bedeutung des Wertes „Respekt“ für Manager von 2006 bis 2013 nicht wesentlich geändert (von Platz 3 2006 auf Platz 4 2010 und 2013, hinter Werten wie „Vertrauen“ (1), „Integrität“ (2) und „Verantwortung“ (3), näheres siehe www.wertekommission.de. Woran liegt es also, dass sich die Klagen häufen?
 
Respekt heißt im Gegensatz zu früher nicht mehr Unterordnung oder Gehorsam, sondern wird eher im ursprünglichen lateinischen Wortsinn als Berücksichtigen, Beachtung, wahr- und ernst genommen werden verstanden. Daher erleben die Mitarbeiter Respekt primär in der direkten Interaktion. Hier erwarten sie z. B., dass man Kontakt mit ihnen aufnimmt, sich mit ihnen austauscht, ihre Bedürfnisse erfragt und sich dazu äußert. Gleichzeitig möchten sie auch gerne ihr Gegenüber respektieren können, also erleben, dass der Gegenüber sich „respektabel“ (sprich anerkennungswürdig, seriös, vorbildhaft, berechenbar, vertrauenswürdig, usw.) verhält. Wenn das gelingt, entsteht daraus sogar Autorität. Daraus ergeben sich für Führungskräfte ganz konkrete Ansätze zu (wieder) mehr Respekt.
 
Regel Nr. 1: Respektiere Dich selbst!
Wer sich selbst nicht achtet, wird auch von anderen eher gering geschätzt. Wir erleben immer wieder Führungskräfte, die sich mehr auf ihre Defizite als auf ihre Stärken konzentrieren (bin ich gut genug als Führungskraft?). Achten Sie sich selbst für das, was Sie schon geschafft haben und lassen Sie sich das von anderen nicht abwerten. Achten Sie auch gut auf sich und Ihre Bedürfnisse (z. B. auch nach Ruhe, Erholung, Privatleben, usw.).
 
Regel Nr. 2: Seien Sie zugewandt!
Klingt banal, ist es aber leider heutzutage nicht. Viele legen keinen großen Wert mehr auf einfachste Umgangsformen wie Grüßen, danke, bitte, usw.. Zahlreiche Menschen widmen sich intensiver ihren Smartphones oder anderen technischen Geräten als den Menschen ringsherum und beachten diese nicht. Das empfinden diese oft als Missachtung, sprich Respektlosigkeit.
 
Regel Nr. 3: Nehmen Sie sich Zeit und konzentrieren Sie sich auf nur EINE Sache!
Kontakt aufzubauen und im Kontakt zu bleiben erfordert einfach etwas Zeit und Konzentration. Demnach ist der Mensch vor Ihnen die „Sache“ Nr. 1, und NUR der! Wenn Sie das beherzigen, sparen Sie durch gute Kommunikation eine Menge Zeit. Außerdem geben und gewinnen gleichzeitig eine Menge Respekt, was Ihnen ebenfalls wieder zu Gute kommt.
 
Regel Nr. 4: Verhalten Sie sich respektabel!
Auch das ist kein Hexenwerk und schon gar nicht neu. Vielmehr geht es darum, mit klaren Standpunkten und berechenbarem Verhalten Vertrauen aufzubauen und Sicherheit zu geben. Dann werden Sie nach und nach zu einem Vorbild bzw. zumindest zu einer Respektsperson , an die man sich wendet und die beachtet wird.
Soweit kann jede/r Einzelne etwas für den Respekt bzw. die Wertschätzung tun. Darüber hinaus gibt es auch eine strukturelle Wertschätzung bzw. Geringschätzung bestimmter Tätigkeiten oder Funktionen durch die Unternehmen.
 
Regel Nr. 5: Erkennen Sie gute Leistungen an und lassen Sie schlechte Leistungen zeitnah korrigieren!
Diese tägliche Führungsaufgabe, den Mitarbeitern konkretes Feedback zu Ihrer Leistung und Ihrem Verhalten zu geben, wird oft genug (z. B. aus Zeitmangel) vernachlässigt. Dass sich Mitarbeiter dann nicht respektiert und auch nicht genügend unterstützt fühlen, liegt auf der Hand.
 
Regel Nr. 6: Greife aktiv ein, wenn respektloses Verhalten um sich greift!
Nicht nur der Umgang zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, sondern auch der Umgang der Mitarbeiter miteinander ist entscheidend dafür, ob ein Arbeitsklima des Respekts oder der Missachtung herrschen. Wenn Sie respektlosen Umgang beobachten und nicht eingreifen, geben Sie stillschweigend Ihr Einverständnis dazu und brauchen sich nicht über hohe Krankenstände, hohe Fluktuation oder gar Mobbing und Burnout als Konsequenzen wundern.

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