nab./FAZ.NET – Wie erkläre ich den Mitarbeitern, dass unser Unternehmen Personal abbaut? Wie sage ich ihnen, dass sie ihre Dienstreisen einschränken sollen? Wie gehe ich damit um, wenn die Wirtschaftskrise sie psychisch so stark belastet, dass ihre Ängste und Sorgen ihre Arbeit gefährden? Solche und ähnliche Fragen stellt sich derzeit wohl so mancher Chef.
Doch sind es nicht vor allem die Top-Manager, sondern eher die mittlere Führungsebene, die mit diesen praktischen Folgen der Krise zu kämpfen hat. Und das mittlere Management wiederum wird mit seinen Fragen und Problemen häufig ziemlich allein gelassen. Das zumindest ist die These einer Untersuchung der Fachhochschule Köln und des Instituts für angewandtes Wissen (IAQ), das auf Personalfragen spezialisiert ist.
Mithilfe einer Befragung versuchen die Wissenschaftler nun zu klären, inwieweit diese ernüchternde Erkenntnis mit der Realität übereinstimmt. Erste Zwischenergebnisse der Umfrage deuteten darauf hin, dass „konkrete Hilfe durch die Oberchefs Mangelware“ sei, so drückt es der Leiter des Projekts Uwe Döring-Katerkamp aus. „Kaum Coachings, kaum Workshops, kaum Seminare. Im Gegenteil: In der Krise wird gerade an der Weiterbildung des mittleren Managements gespart“, so seine erste Bilanz. „Hingegen hören wir immer wieder, dass sich die Vorstände derzeit ein Coaching nach dem anderen gönnen“, sagt der Wissenschaftler.
„Die Krise schweißt zusammen“
Die Informationspolitik zwischen Vorstandsebene und mittlerem Management immerhin könnte sich in der Krise verbessert haben – auch das deuten die vorläufigen Zwischenergebnisse der Studie an. Als „erfreulich“ bezeichnete Forscher Döring-Katerkamp außerdem, dass sich der zwischenmenschliche Umgang zwischen Unternehmensführung und Mitarbeitern tendenziell verbessert habe.
Eine weitere These, die sich aus den ersten Befragungsergebnissen abzeichnet, ist, dass möglicherweise gerade in der Krise sehr intensiv gearbeitet wird. Viele der bislang Befragten gaben an, verstärkt Einsatz zu zeigen und sich mehr anzustrengen. Gleichzeitig scheinen sich die Ängste, z.B. vor Arbeitsplatzverlust, zu verstärken.
Das Zwischenfazit der Wissenschaftler: „Die Krise schweißt zusammen, aber es fehlt an konkreter Hilfe für die mittlere Führungsebene“, sagt Döring-Katerkamp. Will heißen: „Die Oberchefs reden viel, aber unterstützen nur wenig.“ Ob sich diese These tatsächlich aufrecht erhalten lässt, wollen Döring-Katerkamp und seine kleine Forschergruppe von der Fachhochschule nun mit Hilfe der ersten Erkenntnisse weiter überprüfen. Dazu läuft ihre Befragung weiterhin unter: . Im Herbst wollen die Wissenschaftler dann die endgültige Auswertung veröffentlichen.