Michael Prellberg – In seinem ebenso hintersinnigen wie sarkastischen Ratgeber weist der Autor Gunter Dueck den Chefs von morgen den Weg zur „Direkt-Karriere„. Sein wichtigster Tipp: Bloß keinen Wert auf Leistung legen.
Edel sei der Manager, hilfreich und gut. Ein Vorbild für seine Mitarbeiter, verfeinert durch Einfühlungsvermögen, Führungsstärke und dieser Prise Charisma: So soll der Chef sein. So steht es in jedem Buch über Führung.
In diesem nicht. Gunter Dueck hält das Gefasel vom Boss als philanthropischem Übermenschen für ebendies, für Gefasel. Dueck stellt eine Gegenthese auf: Weil es viel mehr Führungspositionen gibt als Menschen, die Verantwortung zu übernehmen gewillt sind, steigt die Zahl der Eigentlich-will-ich-gar-nicht-Chefs.
Die meisten Menschen, schreibt Dueck, „wollen nie Leithammel sein, obwohl sie davon unaufhörlich träumen und deshalb irrtümlich glauben, sie könnten Chef sein, wenn sie denn dürften“. Denn sie wollen gemocht werden. Und das verträgt sich nicht mit Karriere.
„Widerstehen Sie der Versuchung, Vorbild zu sein“
Damit eröffnen sich für Manager, die nicht um Zuneigung buhlen, rasante Wege zur „Direkt-Karriere“. Wer auf dem einfachsten Weg nach oben will, darf nicht glauben, gute Arbeit werde mit einer Beförderung belohnt. Das klappt mitunter auch, dauert aber ewig. Besser ist es laut Dueck, die gesamte Arbeitszeit der eigenen Karriere zu widmen. Ohne den Umweg über Leistung. Denn mit einem gekonnten So-Tun-als-ob geht es direkt ab nach oben.
„Widerstehen Sie der Versuchung, Vorbild zu sein“, schreibt er. „Widerstehen Sie noch viel mehr der Sucht, von den Mitarbeitern gemocht zu werden. Probieren Sie nicht, irgendwie toll zu sein.“ Führt alles nicht in die gewünschte Richtung. Befördert wird, das hat Dueck längst erkannt, nicht die gezeigte Leistung, sondern das Potenzial.
Also ist es schlauer, für sich und das eigene Potenzial die Werbetrommel zu schlagen. Das nimmt schon den ganzen Tag in Anspruch, da bleibt kaum Zeit für irgendetwas anderes als dafür, die anderen zur Arbeit anzutreiben. Nervt das die anderen? Und wie. Deshalb sind auch alle froh, wenn so ein Direkt-Karrierist eine Sprosse höher befördert wird. Hauptsache, der Nervkopp ist weg.
Eine Abrechung mit hirn- und herzlosen Karrieristen
Ist das sarkastisch? Natürlich ist es das. Dueck ist immer gut für Sätze wie: „Sie sollten sich angewöhnen, von dem Motivieren der Mitarbeiter zu reden, wenn Sie eigentlich Tritte in Hinterteile meinen.“ Indem er seine Abrechnung mit hirn- und herzlosen Karrieristen als Ratgeber anpreist, darf Gunter Dueck in die Vollen gehen.Und das tut er mit Bravour, also mit Esprit und jeder Menge Sachverstand.
Dueck ist schließlich schon lange im Geschäft, dient bei IBM Deutschland als Cheftechnologe und hat sich als scharfzüngiger und hellsichtiger Querdenker weit über die IT-Szene hinaus profilieren können. Sein vor drei Jahren veröffentlichtes Buch „Lean Brain Management“ rechnete gallig mit modernen Managementmethoden und -ansätzen ab, indem es auslotete, wie sich Prozesse vor allem durch das Einsparen von Intelligenz verbilligen lassen (und erhielt dafür von der Financial Times Deutschland den Preis als Wirtschaftsbuch des Jahres 2006).
Dagegen ist „Direkt-Karriere“ weniger bitterböse denn fast schon beschwingt sarkastisch. Weil Gunter Dueck nicht die Keule schwingt, sondern sehr fein(sinnig) die Mechanismen der unterschiedlichen Hierarchie-Ebenen auseinanderfiddelt, ist dieser Ratgeber ein echter Lesespaß. Mal ganz abgesehen vom immensen Nutzwert für Nachwuchs-Machiavellis.