Ulrich Grannemann – Sie sind nett, normal, engagiert und authentisch? Gut – denken Sie? Aber genau diese Eigenschaften sind es, die Sie schnell und sicher zu einer schlechten Führungskraft machen können.
Seien Sie ganz normal
und natürlich, denn Führung ist ja ganz normal. Machen Sie so weiter wie bisher. Reagieren Sie weiter auf die Anforderungen, die von Chefs, Kunden und Kollegen auf Sie zukommen. Kämpfen Sie an den Fronten der Dringlichkeit und Sinnfälligkeit (also das, was sich in Ihre Sinne schreit, leuchtet und drückt).
Mit dieser Verhaltensweise stellen Sie sicher, dass Sie Führung als Ausnahme, Pflicht oder Notfall betrachten und es führt dazu, dass Sie eine schlechte Führungskraft werden.
Aber auch Passivität macht Sie zu einer schlechten Führungskraft. Denn wenn Sie heute nichts tun, dann werden die Probleme von ganz alleine kommen.
Seien Sie nett.
Seien Sie diplomatisch, kooperativ und rücksichtsvoll. Wenn Mitarbeiter die Erwartungen nicht erfüllen, reagieren Sie nicht sofort. Sie geben Ihren Mitarbeitern die Chance, die Fehlleistung selbst zu erkennen und zu korrigieren. Sie hauen nicht gleich drauf, wie so viele andere. Sie sind einfach rücksichtsvoll, nett und verzichten auf böse Worte. Erst wenn selbst nach Monaten keine freiwillige Besserung eintritt, können Sie einfach nicht anders: Sie lassen es entweder ganz laufen, verdrängen und vergessen den Mitarbeiter oder Sie sind an die Wand gedrückt und müssen eine harte Entscheidung treffen. Man „zwingt“ Sie ja förmlich ein Exempel zu statuieren – man hat Ihnen wirklich keine andere Wahl gelassen.
Seien Sie engagiert
und kämpfen Sie als Held der Arbeit in der Hierarchie und bei den Kunden. Helden wollen und müssen gelobt und bewundert werden. Sie haben daher auch Sonderrechte. Zeigen Sie dies durch Nichtgrüßen, zerstreut sein, keine Zeit haben. Damit machen Sie deutlich, wie sehr Sie unter Stress und Druck stehen. Kurz: zeigen Sie, wie wichtig Sie sind! Denn insgeheim wollen Sie auch dafür gelobt werden, dass Sie Ihren Mitarbeitern die Arbeit weggenommen und in dieser Zeit nicht geführt haben.
Seien Sie authentisch.
Sagen Sie das mal einem Sadisten, Narzissten oder Manisch-Depressiven. Gut, das sind Sie nicht. Aber lassen Sie wenigstens Ihre Enttäuschung, schlechte Laune und Stimmungen an Ihren Mitarbeitern aus. Nur wer kongruent und authentisch ist und seine Gefühle auslebt, lebt aus sich heraus und kann stark sein. Damit sind Sie ja eigentlich auch offen und ehrlich, was Ihre eigenen Gefühle angeht.
Ok, ok, Sie wollen nicht nur wissen, wie man schlecht führt? Hier Tipps und Regeln, wie Sie eine gute Führungskraft sind:
Führung ist ein Beruf – nicht einfach nur ein normales Verhalten
Eine Schwierigkeit liegt darin, dass sich Führung mehr wie ein normales Verhalten anfühlt und nicht so sehr wie eine Aufgabe, die Zeit benötigt.
Führung ist ein eigener Beruf, ein Handwerk und eine eigene Disziplin! Couragiert offen Punkte ansprechen – statt nett sein und den Dingen aus dem Weg gehen bzw. ihren Lauf lassen
Zum Respekt gehört die notwendige Courage zur Offenheit. Ohne dem wird nett sein zum Gegenteil von ehrlich, glaubwürdig und respektvoll sein. Das Offenlegen von Erwartungen und Ärgerpunkten ist der einzige Weg, Beziehungsstörungen aus dem Weg zu räumen.
Führungskräfte sind auch „Mammutzerleger“ – nicht nur heldenhafte „Mammutjäger“
Vorbild sein und voran laufen ist ein uralter Archetypus von Führung. Der Jäger braucht loyale Mitstreiter, auf die er sich voll verlassen kann. Kommunikationsformen, die in der Schlacht notwendig und akzeptiert sind, sind außerhalb der Schlacht einfach nur eins: respektlos und beleidigend.
Ehrlich und rücksichtsvoll, satt authentisch.
Authentisch sein ist eine wunderbare Begründung, so zu sein, wie man sich gerade fühlt. Das heißt im Kern, dass jemand keine Rück-Sicht nimmt auf das, was die eigenen Gefühle und Verhaltensweisen bei anderen auslösen.
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