Wo verlieren Führungskräfte ihr Gesicht und ihre Autorität? Auf Meetings!
Ulrich Grannemann – Schafft die Meetings ab! So möchte ich ausrufen, wenn ich Revue passieren lasse, wie viele Konflikte, Killerphrasen, Kündigungen und Fast-Kündigungen und Ähnliches in Meetings ihren Ursprung haben. Dabei weiß man doch eigentlich, dass selten etwas Gutes dabei raus kommt, wenn mehr als vier Menschen längere Zeit zusammen sitzen.
Man kann nicht fehlerfrei kommunizieren – nur im Meeting lassen sich Fehler nicht mehr berichtigen, zurückholen, weil so viele Zeugen anwesend sind und alles zum Schaukampf wird. Schlimmer noch: Ein wichtiges Konfliktlösungsmittel, wie zum Beispiel ein Gespräch abzubrechen, die Stimmung zu beruhigen und wechseln zu lassen, dieses Mittel ist nicht erlaubt. Alle sind festgebunden. Ein Fliehen ist nicht möglich. Das wäre ein nicht verzeihlicher Gesichtsverlust.
Alles was auf einem Meeting passiert, zählt nicht nur doppelt und dreifach. Es zählt viel, viel mehr.
Was macht die Meeting-Szene so anziehend? Es ist wie eine Ersatzwelt, fast wie ein Videospiel, das virtuell die emotionalen Phasen der realen Welt nachbilden. Auch ein Meeting bildet die ursprüngliche Welt ab, für die wir geschaffen worden sind. Die Horde tagt. Rang- und Revierkämpfe bekommen ihre Arena. Alles kommt zusammen: Emotionen, Aufgaben, Ehre und Respekt. Wenn Affen Gezeter machen, geschieht das häufig nur, um zu zeigen: „Seht her, das ist mein Ast“. Und wo können wir am besten Zeter und Mordio schreien, unseren Status klären, den Erfolg möglicher Projekte vortesten? Richtig: Auf dem Meeting und nur auf dem Meeting. Rational wäre die Fülle und Menge der Meetings auch nicht zu erklären. Wir brauchen das Palaver. Jeder Stamm seit der Steinzeit nutzt diese Form der Hordenkommunikation. Brauchen wir das wirklich?
In den Hinterköpfen setzt sich die zweifelhafte Erkenntnis fest, dass hier die Karrieren entschieden werden (das ist nicht sicher, aber zerstört werden sie hier sehr häufig!). Es nervt, wenn andere per Computer-Zugriff auf meinen Kalender haben und Besprechungen terminieren können. Aber noch schlimmer, als hingehen zu müssen, ist es, nicht eingeladen zu werden.
Und wenn es so weit ist, lässt sich wenig richtig und viel falsch machen. Man redet entweder zu früh oder zu spät. Zu viel oder zu wenig auf der einen oder andern Seite. Zu direkt oder zu diplomatisch. Egal wie, die meisten ärgern sich danach entweder über andere oder über sich selbst – häufig beides.
Schnell verlieren Chefs Achtung, Respekt und nicht selten ihr Gesicht. Sie stehen unter Dauerbeobachtung und Dauerstrom. Sie müssen Rang, Recht, Rudel und Revier verteidigen. Schnell wird „geblamed“, Feedback vor vielen gegeben. Teilprojektleiter können sich nicht selbst als Moderator ausprobieren. Sie „verlieren“ ihr Projekt an den Chef, zumindest für die Zeit des Meetings, da er es für ihn vor allen moderiert. Bei der Gelegenheit wird viel Verantwortung an den Chef zurück delegiert.
Deshalb, stellen Sie sich die Fragen:
Welche Meetings sind gut?
Wo verlieren Sie als Führungskräfte Ihr Gesicht und Ihre Autorität?
Welche Meetings sollte man mehr, welche weniger machen?
Die Meetingtypen in der Bewertung von uns befragter Führungskräfte:
Die Tendenz ist deutlich: smaller, leaner, straighter. Eher mehr, eher kleinere und vor allem thematisch zentriertere Meeting- und Konferenzformen.