Roland Gruber – Mehrere Studien haben sich in den letzten Jahren dem Versuch gewidmet, herauszufinden, welche Rolle die Intelligenz für den beruflichen Erfolg spielt:
Blyington/Felps von der Rotterdam School of Management (RSM) bezweifeln stark einen Zusammenhang zwischen hohem Intelligenzquotienten und hohem Leistungsvermögen. Offenbar ist die Vorbildung, vermittelt durch engagierte und erfahrene Lehrer und Professoren von deutlich größerer Bedeutung. Auch die Förderung des kritischen Denkens durch entsprechende Kurswahl und studienbegleitende Berufstrainings und Praktika helfen der späteren Karriere. Einen großen Einfluss hat nach Aussage der Studie auch der Kontakt zu hoch motivierten Menschen mit ähnlichen Interessen.
Auch bei einer Umfrage der Personalberatung Heidrick & Struggles unter 1000 deutschen Managern nach den Schlüsselfaktoren für beruflichen Erfolg landete die „überdurchschnittliche Intelligenz“ auf den hinteren Plätzen. Als wesentlich bedeutsamer wurden die Kriterien: „Ehrgeiz“, „gute Netzwerke“,
„klares Wertegerüst“ und „hohe Sozialkompetenz“ gesehen.
Eine Studie der amerikanischen Beratungsgesellschaft Perry ergab, dass eine starke Persönlichkeit die Chancen auf einen anspruchsvollen Job mit gutem Gehalt deutlich erhöht. Die US-Wissenschaftler erfassten die „Big Five – Eigenschaften“ der Persönlichkeit: Offenheit für Erfahrungen, Extraversion, emotionale Stabilität, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit.
Dabei stellte sich der Faktor „emotionale Stabilität“ als am stärksten prägende Eigenschaft für beruflichen Erfolg heraus. Neurotiker machen weniger schnell Karriere und verdienen weniger.
Gewissenhaftigkeit scheint zu Beginn der Karriere noch Einfluss zu haben, verliert später aber deutlich an Bedeutung.
Der Trost für die Klugen unter uns: Intelligenz wird umso wichtiger, je höher die Komplexität der Aufgaben ist (Perry-Studie). Aber erst die Paarung mit emotionaler und sozialer Intelligenz macht unschlagbar.