Zeitmanagement – was ist wirklich wichtig?

Michael Schmidt – Eines Tages wurde ein alter Professor der französischen nationalen Schule für Verwaltung gebeten, für eine Gruppe von etwa 15 Chefs großer nordamerikanischer Unternehmen eine Vorlesung über sinnvolle Zeitplanung zu halten. Dieser Kurs war nur einer von insgesamt fünf Kursen ihres eintägigen Lehrgangs. Der Professor hatte deshalb nur eine Stunde Zeit, sein Wissen zu vermitteln… 

Zuerst betrachtete der Professor in aller Ruhe einen nach dem anderen, alle Mitglieder dieser Elitegruppe. Jeder von ihnen war bereit, alles was der Fachmann ihnen beibringen wollte, gewissenhaft zu notieren. Dann verkündete er: "Wir werden ein kleines Experiment durchführen."
 
Der Professor stellte einen riesigen Glaskrug vorsichtig auf sein Pult. Dann holte er etwa ein Dutzend großer Kieselsteine hervor und legte sie sorgfältig, einen nach dem anderen, in den großen Krug. Als der Krug bis an den Rand mit den großen Steinen gefüllt war, blickte er langsam auf und fragte seine Schüler: "Was meinen Sie, ist dieser Krug voll?" Alle antworteten "Ja."
 
Er wartete ein paar Sekunden ab und dann fragte er seine Schüler: "Wirklich?" Dann verschwand er erneut unter dem Pult und holte einen mit Kies gefüllten Becher hervor. Sorgfältig verteilte er den Kies über die großen Kieselsteine und schüttelte dann den Topf leicht hin und her. Der Kies verteilte sich zwischen den großen Kieselsteinen bis auf den Boden des Krugs. Der Professor blickte erneut auf und fragte sein Publikum: "Und? Ist der Krug jetzt voll?"
 
Dieses Mal begannen seine Schüler, seine Darbietung zu verstehen. Einer von ihnen antwortete: "Wahrscheinlich nicht!" "Gut!" antwortete der Professor. Er verschwand wieder unter seinem Pult und holte diesmal einen Eimer Sand hervor. Vorsichtig kippte er den Sand in den Krug. Der Sand füllte die Räume zwischen den großen Kieselsteinen und dem Kies auf. Wieder fragte er: "Aber vielleicht ist das Gefäß jetzt voll?"
 
Dieses Mal antwortete sein Publikum einstimmig und ohne zu zögern: "Nein!" –
"Gut!" antwortete der Professor. Und als hätten seine Schüler nur darauf gewartet, nahm er die Wasserkanne, die unter seinem Pult stand, und füllte den Krug bis an den Rand. Dann blickte er auf und fragte seine Schüler: "Was können wir Wichtiges aus diesem Experiment lernen?"
Der Kühnste unter seinen Schülern dachte an das Thema der Vorlesung und antwortete: "Daraus lernen wir, dass selbst dann, wenn wir denken, unser Zeitplan sei schon bis an den Rand voll, wir immer noch einen Termin oder andere Dinge, die zu erledigen sind, einschieben können, wenn wir es wirklich wollen!"
 
"Nein", antwortete der Professor, "darum geht es nicht. Was wir wirklich aus diesem Experiment lernen können, ist Folgendes: wenn man die großen Kieselsteine nicht als erstes in den Krug legt, werden sie später niemals alle hineinpassen."
 
Es folgte ein Moment des Schweigens. Jedem wurde bewusst, wie sehr der Professor Recht hatte. Dann fragte er: "Was sind in Ihrem Leben die großen Kieselsteine? Ihre Gesundheit? Ihre Familie? Ihre Freunde? Die Realisierung Ihrer Träume? Das zu tun, was Ihnen Spaß macht? Dazuzulernen? Eine Sache verteidigen? Entspannung? Sich Zeit nehmen…? Oder etwas ganz anderes? Was wirklich wichtig ist, ist dass man die großen Kieselsteine in seinem Leben an die erste Stelle setzt. Wenn nicht, läuft man Gefahr, es nicht zu meistern… sein Leben. Wer sich zuallererst nur den Kleinigkeiten widmet – dem Kies oder dem Sand – verbringt sein ganzes Leben mit Kleinigkeiten und hat keine Zeit mehr übrig für die wichtigen Dinge. Deshalb vergessen Sie nicht, sich selbst die Frage zu stellen: ‚Was sind die großen Kieselsteine in meinem Leben?‘ Dann legen Sie diese zuerst in Ihren Krug des Lebens."
 
Der Professor wandte sich bereits zum Gehen, als ihm noch etwas einzufallen schien. Er öffnete seine Aktentasche und holte zwei Bierflaschen hervor. Er öffnete in aller Ruhe eine Flasche nach der anderen und leerte deren Inhalt vorsichtig in den Krug. Dann wandte er sich an sein Publikum: „Und vergessen Sie eins nicht: So voll Ihr Krug auch sein mag, es sollte immer noch Platz genug darin sein, um mit guten Freunden ein Bier zu trinken!“
 

Mit einem freundlichen Wink verabschiedete sich der alte Professor von seinem Publikum und verließ gemächlich den Saal.

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Leserkommentare:

Einfach nur schön! Danke für diesen tollen Artikel.

Kompliziertes Thema einfach erklärt. Find ich gut.

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Ein wunderbares Lehrstück, das jeden erreicht!

Schade, dass es so nicht funktioniert, denn wenn Wasser den Krug als letztes füllte, geht auch kein Bier oder eine andere Flüssigkeit mehr hinein. Daher bis zum Sand Spitze und einfach das Wasser weglassen, dann geht auch das Bier noch und alle Aussagen stimmen. 🙂

 

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