Führungskräfte überfordern sich mit einer falschen Einstellung zur Führung

Ulrich Grannemann – Viele Führungskräfte plagen Selbstzweifel: „Werde ich von den Mitarbeitern akzeptiert“, „Habe ich es wirklich verdient, befördert worden zu sein? Bin ich gut genug? Erfülle ich die Erwartungen (welche auch immer)?  Bringe ich wirklich die notwendigen Eigenschaften mit?“ Solche Fragen sind nicht selten Folgen einer zweifelhaften Haltung und Einstellung zur Führung.

Führung als Kunst und Gabe? Eine Einstellung, die zur eigenen Überforderung führt.
Selbstverständlich gibt es solche Führungskräfte, die Übermenschen, die Superfrauen und – männer, inspirierend und charismatisch, souverän und überlegen. Tolle Führungspersönlichkeiten eben. Diese Persönlichkeiten sind sichtbar, wie die superschlanken Modelle auf den Covern der Zeitschriften. Aber taugen Sie als Vorbild? Führung als Kunst? Führung als Eigenschaft, die man einfach mitbringt oder schlimmstenfalls tunen und coachen muss? Vielleicht! Aber als Anspruch, als Erwartung an sich selbst kann diese Einstellung nur zur eigenen Überforderung führen.
 
Stellt man die Grundhaltungen einmal gegenüber, dann kommt man zu zwei unterschiedlichen Führungskonzepten, nämlich der Führung als (angeborene) Eigenschaft oder der Führung als (erlernbare) Aufgabe und Funktion.
 
Zwei Führungskonzepte im direkten Vergleich: 
 

 

Grundhaltung:

Führung als Eigenschaft

 

Grandhaltung:

Führung als Aufgabe und Funktion

 

 

 

„Führen können“ ist angeboren.

 

Habe ich es verdient Führungskraft zu sein?

 

Ich muss um meine Akzeptanz bei neuen Mitarbeitern oder ehemaligen Kolleginnen/Kollegen kämpfen.

 

 

Bin ich menschlich gut genug?

 

 

Bin ich fachlich gut genug?

 

 

Werde ich wirklich akzeptiert?

 

Persönlichkeit und Führung vermischen sich.

 

Widerworte der Mitarbeiter sind Einwände gegen mich.

 

Verweigerung der Mitarbeiter ist mein Versagen als Mensch und Führungskraft.  

 

 

 

 

Führung ist erlernbar.

 

Führen ist ein Beruf mit To Do´s und Dont´s

 

Ich habe einen Job mit einem Satz von Terminen, Themen und Punkten, die ich erfüllen muss und kann.

 

 

Ich bin nicht perfekt, aber ich werde jeden Tag besser

 

Ich muss nicht mehr wissen als meine Mitarbeiter.

 

Ich muss nicht der bessere Mensch sein.

 

Aber ich trage die Verantwortung für bestimmte Ergebnisse und Abläufe.

 

Ich kann Rollen wechseln. Ich kann privat und persönlich sein, habe aber auch eine Rolle und Verpflichtung als Führungskraft.

 
 
Führung von Ideen oder Führung von Menschen
Diese charismatische Art von Führung wird es immer geben. Inspiriert und erfüllt von einer Idee strahlen sie diese Überzeugung aus. Ob das nun Obama, Steve Jobs, Mandela und viele, viele mehr sind. Schaut man jedoch genauer hin, stellt man bei einigen von ihnen fest, dass diese Persönlichkeiten über Ideen führen. Und Menschen folgen diesen Ideen. Und manchmal fallen wir sogar auf „Führungspersönlichkeiten“ herein, die nur die entsprechenden körpersprachlichen Signale mitbringen bzw. aussenden.
 
Führung als Aufgabe und Beruf – Mitarbeiter erfolgreich machen
Werde ich Team-, Gruppen- oder Abteilungsleiter übernehme ich eine Funktion, eine Aufgabe und in gewissen Maße auch eine Rolle.
 
Als Führungskraft  übernehme ich die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass meine Mitarbeiter erfolgreich sein können. Dazu muss ich nicht der bessere Mensch sein und schon gar nicht alles besser wissen. Um diese Aufgabe zu erfüllen muss ich vielmehr Gespräche und Methoden einsetzen, die mir helfen
 
1.     die Verantwortung richtig zu verteilen und
2.     Störungen früh zu erkennen.
 
Dazu brauche ich die richtigen Führungs-Werkzeuge, die richtigen Fragen und  festgelegte Termine mit meinen Mitarbeitern.  
 
Führung ist lernbar, aber nicht von allen
Es mag sein, dass man nicht perfekt ist in der Aufgabe und Funktion der Führung, aber trotzdem muss man nicht beweisen, dass man besondere Eigenschaften mitbringt und es verdient hat. Vielmehr  hat man eine schöne und wichtige Aufgabe übernommen, in der man jeden Tag ein bisschen besser wird und bei der man sich auch Hilfe holen kann und darf.
 
Die einzigen wirklichen Voraussetzung, das persönliche Fundament, das man meiner Meinung nach wirklich mitbringen sollte, sind die Werte Respekt, Freundlichkeit und Höflichkeit und vor allem die Fähigkeit und Bereitschaft sich zu korrigieren und stetig zu lernen.

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Leserkommentare

Am Besten gefällt mir der letzte Satz. Werde mir den Artikel gleich noch mal ausdrucken, sozusagen als täglichen Spiegel.

– Der letzte Absatz trifft den Nagel auf dem Kopf. Wunderbarer Artikel.

– Als Führungskraft Kundenorientierung zu zeigen,braucht vor allem die Erkenntnis, wer meine Kunden sind…meine Mitarbeiter. Mich dabei stetig zu reflektieren und gleichzeitig zu erden, dafür ist dieser Artikel sehr gut geeignet. Danke!

 

 

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