Gesunde Führung durch gesunde Führungskräfte

Die Gesundheit von Arbeitnehmern ist ein hohes Gut, auch für Unternehmen. Daher gehören betriebliches Gesundheits-Management und Präventionsmaßnahmen gegen Überlastungen inzwischen in vielen Organisationen zum Standard. Dabei kommt den Führungskräften als wesentlicher Einflussfaktor auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter eine große Bedeutung zu.

Doch wie sieht es eigentlich mit der Gesundheitsbelastung und den Präventionsmaßnahmen bei den Führungskräften selbst aus? Darüber gibt es erstaunlicherweise „nur“ 38 Studien im Vergleich zu Hunderten, wenn nicht gar Tausenden über normale Arbeitnehmer ohne Führungsfunktion. Daher hat die SRH Hochschule Heidelberg sich diesen Thema mit einer eigenen Studie (kurz PsyGeMa) befasst:

Hierzu wurden insgesamt 282 Führungskräfte aus verschiedenen Branchen befragt, wobei ein überdurchschnittlicher Teil davon (54,4 %) Frauen in Führungspositionen waren. Die Studie brachte so manche Bestätigung bisheriger Sichtweisen, aber auch die eine oder andere Überraschung. Dabei wurden die Ergebnisse dieser Studie mit Studien-Ergebnissen von insgesamt über 11.000 Arbeitnehmern ohne Führungsfunktion verglichen, um die besonderen psychischen Belastungen von Führungskräften herauszufinden.

Hier nun die wichtigsten Ergebnisse für Führungskräfte:

  • Die größte Gesundheitsbelastung geht von der Arbeitsintensität aus (Multitasking bei hoher Arbeitsmenge, Geschwindigkeit und Zeitdruck), gefolgt von emotionalen Anforderungen, Konflikten zwischen Berufs- und Privatleben sowie Rollenkonflikten.
  • Der eigene Entscheidungsspielraum wirkt dabei aber oft entlastend bzw. kann die Belastungen z. T. ausgleichen (der Stress wird aktiv mitgestaltet statt passiv ertragen)
  • Im Vergleich zu den normalen Arbeitnehmern erhalten die Führungskräfte mehr leistungsbezogenes Feedback (das wird als Ressource wahrgenommen), erfahren jedoch gleichzeitig weniger soziale Unterstützung als normale Mitarbeiter (das wirkt stresssteigernd)
  • Führungskräfte erleben eine höhere Diskrepanz zwischen ihrem Arbeitsengagement und der Belohnung, die sie dafür erhalten und fühlen sich dadurch mehr belastet.
  • Depressive Symptome (Schlafstörungen, Müdigkeit und Energielosigkeit) wurden von den Führungskräften häufiger angegeben als von der Durchschnittsbevölkerung. Das Risiko einer emotionalen Erschöpfung ist für Führungskräfte also höher als für die normalen Arbeitnehmer.
  • Überengagement (bei Führungskräften oft anzutreffen) erhöht die Gefahr der Überlastung
  • Während bestimmte Einstellungen und Persönlichkeitsmerkmale (z. B. hart gegen sich selbst sein, Perfektionismus, Neigung zur Verausgabung) die Belastungen zusätzlich verstärken, können andere Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensweisen bestärkend und stressmindernd wirken: Ein hohes Selbstbewusstsein, eine hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugung, Optimismus und Resilienz (= Widerstandskraft). Während die ersten drei Merkmale bei den Führungskräften nicht anders ausgeprägt waren als bei der Durchschnittsbevölkerung, fanden die Forscher bei den Führungskräften eine höhere Resilienz als bei 65 % der Durchschnittsbevölkerung.
  • Angemessene Erholungsphasen können Belastungsspitzen ausgleichen.
  • Weibliche Führungskräfte erleben häufiger Depressionen und emotionale Erschöpfung als Männer. Dafür erfahren sie häufiger soziale Unterstützung bei Belastungen und nehmen diese auch an.
  • Das untere und mittlere Management hat ein höheres Überlastungsrisiko als das obere Management. Das liegt weniger an der jeweiligen Position, sondern daran, dass unten die hohe Arbeits- und emotionale Belastung sowie das Fehlen von Leistungsfeedback gesundheitsverschlechternd wirken, während oben Rollenkonflikte und zu wenig Tätigkeitspielräume und fehlende Entwicklungsmöglichkeiten gesundheitsgefährdend wirken.

Auf der Basis dieser Ergebnisse geben die Forscher konkrete Empfehlungen:

  • Führungskräfte sollten als Zielgruppe mit einem hohen Gesundheitsförderungsbedarf angesehen werden.
  • Deren Arbeitsbelastung sollte zumindest geprüft und bei Bedarf reduziert werden. Dafür sollten sie vermehrt Unterstützung und Feedback von Vorgesetzten und Kollegen bekommen.
  • Führungskräfte sollten ihre Selbstausbeutung minimieren, am besten vermeiden.
  • Sie sollten vor allem ihre Erholung entsprechend ihrer Belastung gestalten.
  • Gesundheitsförderungsansätze sollten differenziert nach Hierarchiestufen und Geschlecht angeboten werden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein frohes und gesundes Schaffen.

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Veröffentlicht in Persönlichkeit.

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