Was wird spielentscheidend?

Interview mit Herrn Ulrich Grannemann; Fragen gestellt von Frau Veronika Tedzhoyan

Als Führungsexperte beobachten Sie die Führungsszene seit über 30 Jahren. Zurzeit scheint sich sehr viel zu bewegen. Was halten Sie für das wichtigste dabei?

Das kann man wohl sagen. So viel Umbau war noch nie. Die neuen Strategien und der Wettbewerbsdruck führen die Unternehmen in eine Führungskultur, die für mich zwei wichtige große Veränderungen mit sich bringen. Die eine ist die Abkehr von der Stelle als alles organisierende Einheit hin zur Aufgabe, die andere ist das in dem Führungsportfolio in der Verteilung der Zeit erst mal Führung wichtiger wird und innerhalb dieser Führung wird die überfachliche Führung: das Erweitern von Fähigkeiten, das ständige Begleiten von Motivation und der Arbeitszufriedenheit. Das sind die beiden wichtigsten Ankerpunkte der neuen Veränderung.

Was heißt denn das konkret für die Führungskräfte?

Erst einmal haben wir mehr Führung und nicht weniger d.h. im Outlook-Kalender müssen wesentlich mehr Zeiten auftauchen, die sich um überfachliche Führung kümmern. Das kann auch bedeuten, dass die Führung auf mehrere Schultern verteilt wird, aber insgesamt wird es mehr Führung geben.

Und was passiert in dieser Zeit, die hinzukommt?

Für mich sind es zwei zentrale Werkzeuge. Das eine Werkzeug von ganz zentraler Bedeutung ist die Aufgabeninventur, die die Stellenbeschreibung ablösen wird, weil neue Führung nicht mehr von der Stelle ausgeht, sondern von der Aufgabe. Das bedeutet, es braucht ein Instrument das den Wandel der Aufgaben mit erfasst. Von dieser Aufgabeninventur gehen, wie ein Spinnennetz vom Zentrum, Verbindungen an fast alle weiteren Führungsfunktionen aus. Ob es der Einbau Strategie ist, Reporting nach oben, das zeigen von Veränderungen, das zeigen von Nahtlinien, die Grundlage für Feindelegation, die Grundlage für Feedback, Grundlage für die Moderation von Jour Fixen und Meetings. Das erfasst also alle Funktionen des Leadion Führungsmodells, die uns als Unternehmer und als Aufgabenmanager betreffen.

Und das zweite Werkzeug?

Das steht ähnlich wie das erste Werkzeug, die Aufgabeninventur, nur, dass es sich mit den Teilen verbindet, die sich mit der Führungspersönlichkeit und mit den Menschen und den Mitarbeitern befasst. Das ist das Gespräch über Arbeit (eben nicht über Inhalte), der Zufriedenheitscheck, der Motivationsscan, die Zehn-Punkte-Frage, das TÜV-Gespräch oder der Boxenstopp oder Zwischengespräche. In den Unternehmen hat dieses Tool sehr unterschiedliche Namen bekommen. Kern ist aber immer ein Gespräch das nur ein Thema hat, nämlich die Arbeitszufriedenheit und oder Beziehungsqualitäten auf einer Zehn-Punkte-Skala.

Warum ist die so wichtig?

Wenn wir die neuen Entwicklungen ernst nehmen, müssen wir unseren Mitarbeitern zunehmend mehr Handlungsverantwortung geben d.h. wir nehmen Ihnen keine Arbeit ab, wir treffen keine Entscheidungen, sondern weniger, im Hinblick darauf müssen wir dafür sorgen, dass sich unsere Mitarbeiter entwickeln können. Dann wird aber die Rolle als Umsetzer und Executer zu Gunsten der Rollen als Couch und Teamer geringer. Zu wissen, wo meine Mitarbeiter stehen und was sie eventuell brauchen und wie es Ihnen geht, war immer schon wichtig, aber bei allen neuen Führungsformen und –stilen, rückt es noch viel weiter in den Mittelpunkt.

Sie sagten dieses Tool steht in ähnlich im Zentrum wie die Aufgabeninventur?

Ja, wie verbunden mit dem Thema Orientierung, Motivation und Perspektiven, gibt es Probleme beim Arbeitsrahmen bei allen Eckpunkten, die für die Zufriedenheit wichtig sind. Es geht in die Richtung Kompetenzentwicklung, Personalentwicklung und zeigt auch in Richtung Feedback, was persönliche Fähigkeiten angeht.

Wenn ich es richtig sehe, erfasst die Aufgabeninventur die harten, sichtbaren Faktoren und das Gespräch über Arbeit (Zehn-Punkte) die weichen Faktoren. Kann man das so sagen?

Ja, exakt! Diese beiden zentralen Tools sind wie ein Doppelgestirn im Zentrum des Führungssystems. Und auch die beiden haben natürlich Verbindungen, weil die Aufgaben sehr geprägt sind durch unterschiedliche Motivationen und Beziehungsqualitäten in den einzelnen Aufgabenteams. Das Gespräch über Arbeit wird letztendlich über die Perspektiven auch natürlich die Aufgabeninventur verändern.

Herr Grannemann warum sind Tools so wichtig?

Die Führungsaufgabe ist so anspruchsvoll geworden, dass sie ohne Hilfswerkzeuge, Intelligenzverstärker und -instrumente immer weniger funktioniert. Wer versucht, die heutige. Komplexe Situation mit mehreren Mitarbeitern aus dem Bauch zu führen, handelt grob fahrlässig. Er wird automatisch viele Dinge nicht sehen oder erkennen, da Führung aus dem Bauch bedeutet, dass ich nur auf die Dinge schaue, die mich als Persönlichkeit tangieren und mir bewusst werden. Hinzukommt das Tools mir helfen wesentliche effektiver und effizienter zu sein, schneller zu ehrlichen und offenen Ergebnissen zu kommen. Lange mit Mitarbeitern beim Kaffee über Gott und die Welt zu reden, bringt noch keine höre Arbeitszufriedenheit. Es sind die richtigen Fragen, mit der richtigen Haltung, Körpersprache und Stimme, die dort entscheidend sind.

Eine Frage die die mich noch interessiert ist, wie sind Sie zu diesen Werkzeugen gekommen?

Die Leadion ist im Kern eine Vereinigung von Beratern und Trainern, deren gemeinsames Ziel die ständige Weiterentwicklung von Tools für Führungskräfte sind. Neben den Mindsets und den Skillset, die wir in den Seminaren immer haben, haben wir immer einen Mangel an Tools gesehen, die wirklich anwendbar und praktisch mir selber auch als Führungskraft helfen, meinen Job zu machen. Die Tools, die jetzt so einfach daher kommen und so plausibel und logisch aussehen, sind nicht vom Himmel gefallen, dahinter stecken Tausende von Kontakten, von Umsetzungsfeedbacks von Führungskräften, von Meetings und Selbstversuchen von kritischen Anwendern, wobei wir selbst die ersten kritischen Anwender sind.

Wie wird die Entwicklung weitergehen?

Ich glaube, die Basisstruktur der Tools steht, aber sie werden sich weiter entwickeln. Jedes Werkzeug im Zentrum und in der Peripherie (welche werden immer eingesetzt und welche nach Auslöser/Situation) und was sicherlich passieren wird, ist, dass diese praktische Intelligenz, den diese Werkzeuge rein gearbeitet wurden, irgendwann auch als Basis für Apps dienen, die uns das Leben weiter vereinfachen können. Es gibt viel zu tun.

Vielen Dank für das Gespräch Herr Grannemann.

Dito.

 

 

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Veröffentlicht in Aufgaben, Führungsrolle, Lösung, Ziele.

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