Kein Engagement, keine Eigeninitiative, wenig Mitdenken bei den Mitarbeitern?

Vielleicht ist unser Anteil daran höher als wir vermuten?

Ulrich Grannemann – Wir bekommen das, was wir kommunizieren und damit säen. Dabei kann ein einziger Fehler schnell eine gute Aufbauarbeit mit einem Schlag zunichte machen. Wir unterschätzen schnell die Wirkung kleiner Fehler. Dabei ist es nicht schwer, diese Fehler zu vermeiden. Es ist eher eine Frage der Aufmerksamkeit, weniger einer Frage von Handwerk oder sogar Führungskunst. So gesehen ist Führung ganz einfach. Sie brauchen nur die Engagementkiller zu vermeiden (siehe Liste).

 
Druck und Aufmerksamkeit
 
Wie leicht lassen wir uns vom Druck des Tagesgeschäftes ablenken, lassen die Bedürfnisse der Mitarbeiter links liegen und erlauben uns kleine Unaufmerksamkeiten. Immer mit der inneren Gewissheit, dass auch unsere Mitarbeiter wissen (und hoffentlich doch bitte auch würdigen), wie dringend und wichtig dieses Tagesgeschäft doch ist.
 
Negatives wirkt zehnfach
 
Wir bewerten Positives und Negatives nicht gleich. Dies ist Evolutionsbiologisch nachvollziehbar, denn das Übersehen einer möglichen Beute mag zwar schade sein, das Übersehen eines Feindes ist aber tödlich. Hinweise, wie viel stärker wir Negatives bewerten, geben uns Studien, die feststellen, dass negative Erfahrungen elfmal häufiger weiter gegeben werden als positive.
 
Die Not-To-Do-List für uns Führungskräfte:
 
 
 
Was wir tun
 
Wie oft gemacht? (Strichliste)
Was Sie bekommen
1
Fehlerhaft formulierte Kritik
(Im Beisein anderer, kein Einverständnis, Fakten mit Bewertungen verwechselt)
 
Demotivation, Frust
2
Sie hinterlassen Informationslücken. Nehmen sich keine Zeit dafür.
 
 
Gerüchte, Vermutungen, Ängste
3
Sie werten Ideen Ihrer Mitarbeiter ab.
 
 
 
Weitere Ideen werden sie nicht bekommen
4
Sie korrigieren die Arbeit des Mitarbeiters ohne Not, nur um zu zeigen, wie gut oder wie viel besser Sie sind.
 
Engagement und Mitdenken wird eingestellt
5
Sie werfen Aufgaben mal eben so schnell-schnell über den Zaun (Mach mal…).
 
Mitarbeiter ist verunsichert, verliert Zeit, weiss nicht worauf es ankommt.
6
Auftrag dringend machen und dann ohne Erklärung den Vorgang liegen lassen.
 
 
Vertrauen geht verloren
7
Sie bestrafen Fehler. (Vorwürfe, zum „Rapport“ antreten lassen)
 
Mitarbeiter wird Verantwortung vermeiden, um Fehler zu vermeiden.
8
Sie erteilen Befehle (Machen Sie mal…)
 
 
 
Demotivation, Beziehungsstörung
9
Sie verlieren die Kontrolle über sich (laut werden, ausfallend werden). Wirkt länger nach, als man vielleicht vermuten könnte.
 
Vertrauens- und Ansehensverlust.
10
Einen Mitarbeiter vor Dritten korrigieren, blamieren, schlecht aussehen lassen, nicht grüßen, wichtige Anlässe vergessen oder sich sogar lustig machen.
 
Beziehungsstörung (Das vergisst er Ihnen unter Umständen nie).
 
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Hinweis: Nutzen Sie Möglichkeit diese Liste zu ergänzen, indem Sie uns Ihren Kommentar mailen (siehe unten).
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Wenn wir auch nur einen Fehler dieser Art machen, wissen wir schon nicht, wie stark unser Konto ins Negative gegangen ist. (88 Prozent – Paradox)
 
 
Gibt es auch eine Positivliste? Ja klar.
 
Alle diese Punkte haben mit Aufmerksamkeit und Zeit zu tun.
 
Wenn Sie sich für Mitarbeiter keine Zeit nehmen oder vermeintlich keine Zeit haben, dann erfüllen Sie Ihre Führungsaufgabe nicht. Es bleibt zu wenig Aufmerksamkeit für Ihre Mitarbeiter.
 
Denn dann haben wir unsere Dinge nicht im Griff, dann geht die gesamte Aufmerksamkeit auf die Erhaltung unseres Bildes nach oben oder nach außen. Oder wir sind uns unser selbst nicht sicher und suchen Bestätigungen überall, aber nicht bei unseren Mitarbeitern.
 
Und vergessen Sie nicht, dass Sie als Führungskräfte in einem hohen Maße bestimmen, mit welcher Stimmung und Laune Ihre Mitarbeiter nach der Arbeit zurück in ihre Familien gehen. Von der Lust zu arbeiten mal ganz abgesehen.
 
 
 
Was Sie tun können
 
Mit wem und wann möchten Sie beginnen
Was Sie bekommen können
1
Sie sind zufrieden mit Ihrem Mitarbeiter? Dann sagen Sie ihm in einem guten Moment – und ehrlich -, wie froh Sie sind, dass er in Ihrem Bereich arbeitet.
 
Vertrauen, Selbstsicherheit
2
Nehmen Sie sich Zeit bei der Delegation von Aufgaben (Vier Seiten der Delegation) für den Kontext, Hintergründe …
 
Sie zeigen damit auch die Bedeutung der Aufgabe.
3
Beschäftigen Sie sich damit, was der Mitarbeiter überhaupt tut. (Aufgabeninventur). Welche Aufgaben laufen gut, welche nicht?   
 
Wertschätzung
4
Nehmen Sie sich Zeit, um mit Ihrem Mitarbeiter über die übergeordneten Ziele, Entwicklungen, Strategien, Vorhaben und Visionen zu sprechen.
 
Orientierung und Mitdenken
5
Bauen Sie alle nur möglichen Informationskanäle von Ihren Kunden direkt zu Ihren Mitarbeitern auf und aus.
 
Direktes Feedback, ständige Verbesserung und Motivation
6
Machen Sie sich Gedanken über die richtigen Aufgaben, in Größe und Art. Was könnte der Mitarbeiter in drei Jahren machen?
 
Perspektiven, Orientierung
7
Projektverantwortung geben, saubere Abstimmungsregeln vereinbaren und danach nicht „reinpfuschen“.
 
Verantwortungsbereit­schaft
8
Respekt, Höflichkeit, Freundlichkeit. Nichts rechtfertigt die Verletzung dieser drei Grundlagen. Wir sind immer auf der „Bühne“.
 
Vertrauen, Sicherheit, Angstfreiheit
9
Schaffen Sie einen „Zeit-Raum“, in dem Sie mit Ihrem Mitarbeiter über die Arbeit (Zufriedenheit, Beziehung, Entwicklung) reden können. Autos müssen alle zwei Jahre, Arbeitsbeziehungen alle zwei Monate zum „TÜV“.
 
Frühwarnsystem. Sie machen es dem Mitarbeiter leicht, Störungen anzuzeigen
10
Fragen Sie in geschützten Minuten danach, was Sie in der Zusammenarbeit und Führung besser machen können.
 
Sie lernen immer besser zu führen vom Empfänger der Führung selbst
 
Welche Punkte fehlen? Was fällt Ihnen noch ein, mit dem sich das Engagement wecken lässt?
 
P.S.:
Ein Führungsseminar, das noch kürzer ist, lautet so:
 
 
Klar sein bedeutet nicht eiskalt zu sein
und
respektvoll sein ist nicht „weicheierisch“!
 
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Veröffentlicht in Effizienz.

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