It´s okay to be the Boss

Ein Plädoyer gegen das „Undermanagement“ – Eine Buchempfehlung.

Ulrich Grannemann – Bruce Tulgan spricht sich in seinem Buch „It’s ok to bet he Boss“ über das weit verbreitete „Unter-Management“. Ein überraschend motivierendes und zugleich instruierendes Buch! 

Wir führen einfach zu wenig
Schlechte Führung ist vor allem zu wenig Führung. Wir geben unklare Zielbeschreibungen bei der Delegation und halten das auch noch für eine motivierende Erweiterung des Handlungsspiel­raumes. Wir verwechseln Unklarheit mit der Erhöhung der Verantwortung. Nach der Delegation lassen wir es laufen, denn sich zu viel kümmern, könnten unsere Mitarbeiter als Kontrolle missverstehen und wir werden so schnell zu „Managern besonderer Gelegenheiten“. Treten dann dadurch Probleme auf, wird geführt – meistens um die Probleme der Wenig-Führung zu beheben. Dann fließen in den Mitarbeitergesprächen Schweiß und Tränen. Und/oder es werden Anweisungen in zu kleinen Schritten gegeben, weil es ja doch nicht anders geht. Als gäbe es zwischen Kommunismus und Faschismus keine Wahl.  

Die unheilige Allianz von Ängsten und Philosophie
Die Haltung, dass das Delegieren möglichst großer, aber unscharfer Pakete, gute Führung sei, verbündet sich mit unseren Ängsten und Einwänden, wenn wir uns vorstellen, wir müssen uns den Fragen der Mitarbeiter stellen oder sogar Feedback über Abweichungen und Fehler geben. Wir denken, genaue Zielbeschreibungen könnten als Bevormundung verstanden werden. Außerdem hält uns das alles von dem ab, was wir gerne als unsere eigentliche Arbeit betrachten. Nämlich selber fachlich bei Kunden, Projekten und Lieblingsprodukten unterwegs zu sein. Denn daher kommt unser Selbstwertgefühl.  

Rückkehr autoritärer Führungsformen?
Bruce Tulgan legt ein Plädoyer gegen dieses „Untermanagement“ vor. Ich war überrascht, dass aus Amerika ein derart pragmatisch-handwerklich orientiertes Buch kommt, da sich der überwiegende Teil der amerikanischen Führungsliteratur doch eher mit den Persönlichkeitseigenschaften, Einstellungen und Haltung zu Management und Leadership beschäftigt. Leider wurde für die deutsche Übersetzung ein eher unglücklicher Titel gewählt. „Einer muss der Chef sein“ nährt die Vorstellung, dass es um eine Rückkehr zu autoritären Führungsformen geht. Das ist jedoch nicht der Fall! 

Der Start in gute Führung: Konsequenz in der Führung der eigenen Person
Das Buch unterscheidet sich wohltuend von so manchen „Sch-wallhalla“ des einen oder anderen Leadership-Gurus (wie es eine Teilnehmerin formulierte). Es beschreibt ziemlich genau, wie sich passive Führung von guter Führung unterscheidet. Wie zum Beispiel dadurch, den Tag mit einer Stunde reiner Führung zu beginnen und viele, aber eher kürzere Gespräche mit den Mitarbeitern zu planen, vorzubereiten und zu terminieren. Die Inhalte ergeben sich aus den Fragen. „Wo stehen Sie? Was brauchen Sie? Was sind die nächsten Schritte?“  

Haltung eines „Performance-Coaches“
Was der Autor uns nicht abnehmen kann, ist die Art der „Verabreichung“. Es ist immer der Ton, der die Musik macht. Denn die Kunst besteht darin, die Fragen so zu stellen, dass die Mitarbeiter dieses „Kümmern“ nicht als Aufforderung zur Verantwortungsrückgabe versteht. Wir brauchen die Haltung eines Performance-Coaches, der (beg)leitet, ohne die Leine zu verkürzen.
Die Werkzeuge, die Bruce Tulgan beschreibt, benötigen meiner Meinung  nach einer Spezifizierung und Nachjustierung. Meines Erachtens nach sind wir bei Leadion mit unseren Werkzeugen zur Vorbereitung und Strukturierung der Gespräche etwas weiter. Aber Tulgan beschreibt die wichtigsten Mythen (Gerecht ist, alle gleich zu behandeln. Es gibt nur „netter Chef sein“ oder „Scheusal sein“. Mitarbeiter entwickeln sich im luftleeren Raum am besten. Keine Zeit für Führung …) und die eigenen Ausreden, nicht zu Führen und die Widerstände und Einwände, die kommen. Kurzum: Ein zugleich sehr motivierendes und instruierendes Buch.

 

Buchempfehlung:

Einer muss der Chef sein
Deutsche Übersetzung
(It’s ok to be the Boss)

Bruce Tulgan

208 Seiten
Redline Verlag
ISBN-13: 978-3868810417

 

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Veröffentlicht in Arbeitsmanagement.

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