Mitarbeitergesundheit: „Der Job macht mich krank“

Sabine Meinert, FTD.deZu viele Aufgaben, hoher Zeitdruck, ausufernde Projekte: Jeder achte Angestellte ist der Meinung, dass er das aktuelle Arbeitsaufkommen kaum noch bewältigen kann. Und dass ihn dieser Zustand krank macht.

Eine internationale Studie des Personaldienstleisters Kelly Services macht es deutlich: Viele deutsche Arbeitnehmer fühlen sich überfordert. Und mindestens 12 Prozent fürchten, dass der Beruf ihre Gesundheit gefährdet. Bisher bezeichnen 93 Prozent der Studienteilnehmer ihren Gesundheitszustand zwar als gut oder sehr gut. Dennoch wächst die Angst, dass der Job krank macht.
 
Und: Mehr als jeder Zweite war im letzten Jahr mindestens einmal krank geschrieben. Vor allem Frauen (63 Prozent) legten ihre Krankschreibung besonders häufig dem Chef auf den Tisch. Besonders oft ließen sich Angestellte in Hamburg krankschreiben. Mit 65 Prozent hatten sie deutlich häufiger eine gesundheitsbedingte Auszeit als Berliner (50 Prozent), Nordrhein-Westfalen (53 Prozent) oder Bayern (54 Prozent).
 
Hinzu kommt: Viele können selbst im Krankenbett nicht loslassen: Jeder Dritte wird von einem schlechten Gewissen geplagt, wenn er sich zuhause auskuriert. 16 Prozent gaben allerdings zu, bereits einmal ohne Grund "krank gefeiert" zu haben.
 
 
Arbeitgeber sollen mehr tun
 
Fast zwei Drittel der Befragten meinen, dass sich der Arbeitgeber stärker für die Gesundheit und Fitness der Mitarbeiter verantwortlich fühlen sollte. Viele der Befragten geben an, ihnen fehle vor allem Anerkennung durch den Chef. Daneben erkannten sie als Hauptgründe zu wenig Bewegung und zu hohe Arbeitsbelastung als Ursachen für die mögliche Gesundheitsgefährdung durch den Job. Zudem leidet den Angaben zufolge bereits jeder Zehnte an stressbedingten Schlafstörungen.
"Der Arbeitsplatz hat starken Einfluss darauf, wie Menschen ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden bewerten", so Jessica Schönfeld von Kelly Services. Immerhin verbringe jeder Arbeitnehmer einen Großteil seines Tages bei der Arbeit. Deutsche Angestellte wünschen sich vor allem flexible Arbeitszeiten, bessere Kommunikation und die Möglichkeit, ein Fitness-Studio zu nutzen, so die Studie. Schönfeld fordert deshalb die Firmen auf, die Mitarbeitergesundheit zur Chefsache zu machen. "Arbeitnehmer, die sich wohlfühlen, sind produktiver, motivierter und seltener krank."
 
 
Krank? – Besser zuhause bleiben
 
Für Unternehmer sind auch weitere Studienergebnisse beachtenswert. So fand die amerikanische Cornell Universität bereits 2004 heraus, dass dort, wo Kranke dennoch zur Arbeit gehen, die Produktivitätsverluste deutlich höher sind, als in Abteilungen, wo sich angeschlagene Mitarbeiter krankschreiben lassen. Es gilt also auch, der Angst entgegenzuwirken, dass Mitarbeiter, die einige Tage krankheitsbedingt fehlen, nach ihrer Rückkehr der Arbeitsbelastung nicht mehr Herr werden. Wo Mitarbeiter versuchen, sich im Büro auszukurieren, fallen möglicherweise bald deren Kollegen aus – angesteckt vom Schniefen, Husten oder Grippeviren.
 
Arbeitnehmer sollten sich zudem vor Augen führen, dass die Lebensarbeitszeit in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. Wie die Kelly-Studie zeigt, planen knapp 60 Prozent der Beschäftigten, erst mit 65 in Rente zu gehen. Vier von zehn Angestellten wollen sogar bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter von 67 Jahren arbeiten. Und immerhin 57 Prozent der Befragten zieht sogar eine berufliche Tätigkeit im Rentenalter in Erwägung. Fast die Hälfte dieser Gruppe ist zudem der Meinung, dann auch leicht einen Job finden zu können.

Für die Firmen steigen damit die Chancen, qualifizierte Mitarbeiter länger im Betrieb zu halten und von ihrer Erfahrung zu profitieren. Dafür sollten ein entsprechendes Gesundheits- und Fitnessmanagement sowie Teilzeitmodelle organisiert werden.

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Veröffentlicht in Arbeitsmanagement.

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