Eine Glosse und Hommage an ein Gefühl
Ulrich Grannemann – „Ärger ist das Leiden für die Fehler der anderen“, sagt der Volksmund.
Anders als die Wut, enthält der Ärger etwas Angestautes, was sich in einen rein frisst. Man könnte auch sagen: Ärger ist ein Adrenalin-Kondensator oder eine Wut-Batterie.
Bei dieser Beschreibung muss man sich schon fragen, wofür dieses Gefühl gut ist. Hätte die Menschheit nicht auch ohne diese Gefühl überlebt? Was hat sich die Natur dabei gedacht? Wozu ist das gut? Oder handelt es sich nur um einen emotionalen Kollateralschaden? Scheinbar muss der Körper irgendwohin mit der Wut, die keinen Adressaten oder kein Objekt gefunden hat. Ein Gefühl ohne Objekt. Ein Phantomschmerz.
Kernfrage: Wozu ist dieser Ärger gut?
Was will Ihnen dieses Gefühl sagen, wenn es sprechen könnte? Oder angenommen, es gäbe einen Persönlichkeitsanteil, der uns dieses Gefühl als Hinweis schickt, was ist die Absicht dieses Persönlichkeitsanteils?
Sie können nichts mehr ändern
Sie ärgern sich über einen Menschen, einen Stau, eine Entscheidung etc. Bei all diesen Situationen können Sie die Sache selbst nicht mehr ändern. Passiert ist passiert. Das ist der Unterschied zur Wut. Wut stellt Energie zur Verfügung, um in der Gegenwart die Situation zu verändern. Ärger ist Wut, die auf dem Weg zur Trauer ist.
Springt der Ärger wiederum in Wut um, geht diese Energie ungerichtet, destruktiv in Richtungen, die mit den Auslösern oft nichts mehr zu tun haben. Am schlimmsten ist es, wenn der Ärger autoaggressiv wirkt (etwas in sich hineinfressen, Verspannungen im Körper)
Ärger ist Lebensenergie
Steven H. Wolinsky (er nennt sein Modell „Quantenpsychologie“) empfiehlt eine sehr interessante Intervention:
Nehmen Sie den Ärger und stellen Sie es wie ein Paket (oder eine andere Form Ihrer Wahl) vor sich! Können Sie so tun, als ob es vor Ihnen stehen würde? Wenn Sie nun das Etikett „Ärger“ abreißen, was bleibt dann? Das, was bleibt ist: Pure Energie, Lebensenergie!
Und überlegen Sie nun: Was möchten Sie mit diesem Paket Lebensenergie anfangen?
Wie diese Energie nutzen?
Da die auslösende Situation nicht zu verändern ist, ist eine Möglichkeit diese Energie einzusetzen, die Wiederholung der Situation zu verhindern. Viele für die Gesellschaft wichtige Aktivitäten, wie ehrenamtliches Engagement und Stiftungen, gehen auf Erlebnisse dieser Art zurück: verhindern, dass anderen ähnliches passiert!
Also eine Botschaft des Ärgers könnte sein: Lass es nicht noch einmal geschehen!
Lohnt sich dieses Ziel nicht, vergessen Sie einfach, dass der Ursprung dieser Energie Ärger war und setzen Sie sie stattdessen dort ein, wo Sie wollen. Zum Beispiel können Sie uns eine Mail schreiben, ob der Artikel für Sie hilfreich war.