Immer Ärger mit der Zielvariable

Zielvereinbarungen im Mitarbeiterjahresgespräch

Roland Gruber – Wichtige Tipps im Umgang mit Zielvereinbarungen und Zielvariablen. Wie vermeide ich das „Feilschen“ im Jahresgespräch.
 
Wenn die Zielerreichung mit Geld verknüpft ist, und das Ziel nicht (vollständig) erreicht wurde, stellt sich immer wieder das Problem, welche Auswirkung die Nicht-Erreichung auf die Zielvariable hat. Meistens wurden vorher keine eindeutigen Kriterien festgelegt, wie in diesem Fall verfahren werden soll und so artet ein Mitarbeitergespräch (MAG) schnell mal in Verhandlungen aus, die eher an einen orientalischen Basar erinnern.
Das „Feilschen“ um Geld gehört aber mit zu den unerfreulichsten Dingen, die in einem solchen Gespräch passieren können.
 
Beispiel 1: Vorgesetzter kommt dauernd mit neuen, zusätzlichen Projekten mit höchster Priorität, Ziel aus MAG wird deshalb nicht erreicht. Vorgesetzter: „Da haben Sie eben Pech gehabt“. Reaktion des Mitarbeiters: völlige Demotivation.
Hier lag der Fehler klar beim Mitarbeiter, der es versäumt hatte, rechtzeitig auf die Gefährdung der Zielerreichung hinzuweisen.
 
Beispiel 2: Ziel wurde knapp verfehlt, aus Sicht des Mitarbeiters aufgrund äußerer Umstände, Vorgesetzter kann das nicht widerlegen. Es folgen zähe, unerfreuliche Verhandlungen, an deren Ende der Vorgesetzte dann – eher gönnerhaft – äußert: „dann bekommen Sie das Geld eben, wenn Ihnen das so wichtig ist“.
Wie würden Sie auf eine solche Aussage reagieren? Man schuftet und tut alles, um zum Ziel zu kommen und dann tut der Vorgesetze so, als ob er mir da beinahe ein Geschenk gemacht hätte. Muss ich jetzt auch noch danke sagen?
 
Wir sehen schon, das Geschäft ist schwierig, aber nicht unlösbar.
 
 
Legen Sie bereits bei der Zielvereinbarung fest, was im Falle der Nicht-Erreichung passieren soll:
 
Digitale Ziele: es gibt nur 0 oder 1, Ziel ist erreicht, Geld fließt, Ziel ist nicht erreicht, es gibt kein Geld (hit or miss). Diese Form priorisiert das Ziel automatisch hoch und eignet sich für alle Ziele, die z.B. an von außen vorgegebenen Terminen hängen (Produkteinführung zum Messetermin…)
Vorteile: Mitarbeiter wird das Ziel gut im Auge behalten, wird informieren, wenn Probleme auftauchen.
Nachteile: hoher Einsatz wird evtl. nicht belohnt, Diskussionen über Beeinflussbarkeit
 
Lineare Ziele Geld fließt im Umfang der Zielerreichung (80 % erreicht = 80 % der Zielvariable). Gut geeignet für „weiche“ Ziele
Vorteile: Einfaches Messkriterium
Nachteile: MA könnte dazu neigen, das Ziel „herunter zu stufen“, wenn erkennbar wird, dass es evtl. nur schwierig erreichbar wird, nimmt dann lieber die 80 % mit, anstatt noch mal eine große Anstrengung zu machen.
 
Misch-Ziele: Die Form, die sich für die meisten Zielvereinbarungen eignet. Es gibt einen Einstiegs-Level, bis zu dem das Ziel digital ist, danach wird entweder linear oder in Stufen bewertet.
 
Beispiel:
 
Zielerreichung
Auszahlung der Zielvariable
Bis 70 %
0
70 – 80 %
50 %
80 – 90 %
75 %
90 – 99 %
Linearer Anstieg
 
In der Regel ist es unproblematisch, bereits bei der Zielvereinbarung diese Kriterien fest zu legen. Es erfordert zwar etwas Mühe und hier darf ein wenig „feilschen“ auch sein, aber Sie ersparen sich die viel, viel heftigeren Diskussionen im Folgejahr.

Wenn Sie jetzt feststellen, dass Ihre aktuellen Vereinbarungen an dieser Stelle vielleicht zu unklar sind, scheuen sie sich nicht diese nach zu justieren.

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Veröffentlicht in Veränderungsmanagement.

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