Ein frühes Beispiel effizienter Projektplanung
Roland Gruber – Vasco da Gama entdeckte 1497 den Seeweg nach Indien. Anlass war der Gewürzhandel über den Landweg, bei dem die Umschlagplätze in Arabien und vor allem Venedig durch Zölle immense Reichtümer anhäuften. Der Seeweg versprach also einiges. Wie da Gama dieses Projekt in Angriff nahm, ist eindrucksvoll und lehrreich zugleich.
Vertrauen vom Chef
Wichtig war, dass da Gama das volle Vertrauen des Königs besaß, der ihn das Oberkommando – trotz offenbarer Mängel in seiner Qualifikation – übertrug. Den Ausschlag gaben wohl die hohen Gewinnversprechen, die da Gama auch seinen Kritikern machte (die sich im Übrigen auch bestätigten: nach Berechnungen von Zeitzeugen soll die Reise einen Gewinn von 600 % erbracht haben).
Informationsbeschaffung – auch über misslungene Versuche
Da Gama war klug genug, sich alle verfügbaren Informationen, vor allem auch über misslungene Versuche, einzuholen und diese Informationen in seine Planung einfließen zu lassen. Dies führte dazu, dass er eine – zu dieser von der Küstenschifffahrt geprägten Zeit -völlig unübliche Route zum Kap der guten Hoffnung wählte: er vermied die sogenannten „Rossbreiten“, eine überwiegend windstille Zone im subtropischen Hochdruckgürtel, indem er weit nach Westen auf den Atlantik ausholte und auch das Kap der guten Hoffnung in größerem Abstand umfuhr.
Was tun, wenn man am Ziel angekommen ist?
Er vermied auch einen – immer wieder gerne genommenen – Planungsfehler: sich nur um den Weg zum Ziel zu kümmern, aber am Ziel dann nicht mehr weiter zu wissen. So sprach er mit vielen, die das Ziel schon auf dem Landweg erreicht hatten, um möglichst viel über die Verhältnisse in Indien zu erfahren.
Gute Wegebegleiter
Wichtiger Berater war Bartolomeu Diaz, der seinen eigenen Versuch 1488 aufgrund einer Meuterei aufgeben musste. Da Gama erhöhte deshalb den Proviant erheblich und nahm auch noch eine Reihe von zum Tode verurteilten Strafgefangenen (für die gefährlichen Jobs) an Bord, um dieser Gefahr zu entgehen. Da Diaz das Kap der guten Hoffnung schon umrundet hatte, reiste dieser auch bis zu den Kapverdischen Inseln mit.
Darüber hinaus warb Vasco da Gama die besten Steuerleute Portugals an. So glich er seine Schwächen in diesem Bereich völlig „uneitel“ aus.
Hier noch einmal die wichtigsten „Planungstools“:
1. Zielinformationen
a) Verspricht das Ziel (hohen) Gewinn?
b) Welche genauen Informationen liegen über das Ziel bereits vor (Augenzeugen usw.)?
c) Was genau hat bisher die Zielerreichung verhindert (Meuterei, Reiseart usw.)?
d) Welche bekannten und ineffizienten Wege dürfen nicht beschritten werden?
2. Einverständnis
a) Gibt es Kräfte, die uns hindern könnten, das Ziel zu erreichen?
Wenn ja:
b) Wie kann ich deren Nutzen mehren?
3. Wegbegleiter
a) Welche verlässlichen Leute werbe ich an? Wen kann ich mit einbeziehen?
b) Wen kann ich noch brauchen, an den ich zunächst nicht denke?
4. Neuer Weg
a) Auf welchen Wegen sind andere gescheitert?
b) Auf welche Weisen kann ich das Ziel einfach und elegant erreichen (die unter 2 und 3 Gefundenen mit einbeziehen und alle erhaltenen Informationen nutzen)?
c) Welche Zusatzinformationen brauche ich noch?
5. Leinen los!
a) Was brauche ich an Ausstattung?
b) Wann genau ist der günstigste Startzeitpunkt?
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