Ulrich Grannemann – Das Volumen des Großhirns ist beträchtlich. Die Bedeutung, die wir ihm zuschreiben, auch. Entwicklungsgeschichtlich ist der Neocortex allerdings ein Küken und der Einfluss oberflächlich, wenn es um das „Eingemachte“ geht.
Neurowissenschaftlich leben wir immer noch in einem Stamm, mit dem wir täglich um unser Überleben kämpfen. Und so haben manchmal kleine Unterlassungen und Entscheidungen überraschend große Auswirkungen:
Was in der Arbeits-Welt passiert
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Wie unser Zwischenhirn das interpretieren kann |
Wir bekommen keine Antwort auf unsere Mail.
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Der andere grüßt nicht. Gehöre ich nicht mehr dazu? |
Das Telefon klingelt. Eine unbestimmte Nummer erscheint. |
Aufpassen. Bedrohung. Ein Rascheln im Unterholz. Ein Feind? |
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Verlust von Rang im Stamm |
Zielvereinbarungsgespräche |
Schon wieder bekommen die anderen mehr vom Fleisch ab. |
Projekt wird gestartet, Projektteam wird gegründet |
Ein Trupp geht auf Jagd. Und ich bin nicht dabei. |
Ein Nachbarabteilung plant neue Produkte und Leistungen |
Das Revier der eigenen Horde ist bedroht! |
Wichtige Präsentation morgen. „Na? Sind Sie auch gut vorbereitet?“ Fragt der Chef. |
Sie werden angegriffen. Kampfstatus. Blut in die Muskeln, schnelle Entscheidungen |
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Verwandtschaft und Kleingruppe stärken. Ansonsten: Bloß weg hier! |
Rang und Zugehörigkeit ist in Gefahr. |
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Andere machen sich über Sie lustig |
Sie gehören nicht zur inneren Machtgruppe |
Neue Verfahren, Abläufe, Prozesse werden eingeführt |
Die Rangfolge wird verändert. Sind Sie wieder mit dabei? Wo werden Sie sich wieder einordnen? |
Abteilung wird anders geschnitten oder aufgelöst |
Sie verlieren den mit der Gruppe verbundenen Status über die Länge der Zugehörigkeit |
Der andere hat Recht, hat die bessere Argumente, gewinnt die „Intelligenzschlacht“ im Meeting. |
Glaubwürdigkeit und damit Einfluss geht verloren. Sie werden weniger gefragt werden. |
Sie werden nicht (mehr) zum Meeting eingeladen |
Sie sind aus dem „Rudel“ verstoßen worden. Sie dürfen nicht mitjagen oder –sammeln. |
Ein Kollege versperrt Ihnen den „Flurweg“ |
Er versucht einen höheren Status zu erlangen. Sofort wehren. Bei nächster Gelegenheit Überlegenheit zeigen. (Wann ist das nächste Meeting? Oder kann ich gleich eine Mail schreiben?) |
Jonathan Haidt (Buch: Die Glückshypothese) unterscheidet Reiter (Neocortex, kognitive Intelligenz) und Elefant (Zwischen – und Stammhirn, intuitive Intelligenz). Sobald Basis-Interessen berührt sind übernimmt der Elefant auch spürbar die Macht.
Nur der „Elefant“ hat die wirklich die Macht
Neben den Primärtrieben wie Fortpflanzung (Sexualität und Fürsorge) und Überleben (Schutz und Nahrung) sind es die Sekundärtriebe, die sich daraus ableiten. Das sind Rang, Revier, Rudel (Zugehörigkeit) und Recht haben (wer hat die bessere Landkarte von der Welt).
Gegen den „Elefanten“ geht nichts
Mit dem Lesen dieses Artikels können Sie allerdings über Ihren „Reiter“ Ihren Elefanten besser mit Informationen versorgen! Ist Rang und Revier wirklich bedroht? Müssen Sie das Verhungern und Erfrieren befürchten?
Als Führungskräfte machen wir uns häufig zu wenig Nach- oder besser Vor-Gedanken über die Wirkungen, die neurologisch unsere Handlungen und Entscheidungen haben. Wenn wir uns über Reaktionen wundern – war wahrscheinlich ein „Elefant“ be- oder getroffen.