Steter Tropfen höhlt andere Meinungen

Von Roland Gruber

Man kann ziemlichen Unsinn erzählen. Wenn man ihn nur oft genug wiederholt, werden die Anderen ihn irgendwann glauben, hat eine amerikanische Psychologin herausgefunden.

Eines der bekanntesten Beispiele stammt aus der Antike: „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“ („im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss“) lautete der Satz, mit dem der römische Senator Cato Censorius jede seiner Reden – egal, zu welchem Thema er gesprochen hatte – beendete. Er hatte Erfolg damit: im Dritten Punischen Krieg wurde Karthago tatsächlich zerstört.

Sehr verbreitet ist das Phänomen auch in der Politik. Insbesondere die Rechtspopulisten wiederholen seit Jahrzehnten die immer gleichen – längst widerlegten – Aussagen: „Ausländer nehmen den Deutschen die Arbeitsplätze weg“. Oder bei anderen umstrittenen Themen: „Der Euro hat alles teurer gemacht“. Purer Nonsens, aber hält sich beharrlich.

Warum also wirken Wiederholungen? Die amerikanische Psychologin Kimberlee Weaver vom Institut for Social Research an der Universität Michigan hat dazu eine interessante Studie veröffentlicht (Die Studie „Inferring the popularity of an opinion from its familiarity: A repetitive voice can sound like a chorus“ von Kimberlee Weaver et al. ist im „Journal of Personality and Social Psychology“ Bd. 92, erschienen).

Wer oft genug dasselbe erzählt, bekommt am Ende Recht, so ihr Ergebnis. In Tests mit über tausend Teilnehmern fand sie heraus, dass Wiederholung deutlich die Glaubwürdigkeit erhöht und beim Zuhörer den Eindruck erweckt, es handele sich um eine weit verbreitete Meinung.

In der Versuchsanordnung wurden drei Gruppen gebildet. In einer Gruppe wurde eine bestimmte Meinung von drei verschiedenen Personen vertreten. In der zweiten Gruppe wurde derselbe Standpunkt nur von einer Person vertreten, von dieser aber häufig wiederholt. Die dritte Gruppe wurde mit dieser Meinung von einer Person konfrontiert, der sie aber nur einmal äußerte.

Das Ergebnis: es macht fast keinen Unterschied, von wie vielen Personen die Aussagen stammten, die Wirkung hängt im Wesentlichen davon ab, wie oft wir sie gehört haben. Weaver und Kollegen schreiben diese Wirkung unserem mangelhaften Erinnerungsvermögen zu. Wir vergessen offenbar sehr schnell, von wem bestimmte Aussagen stammen, aber was man häufig gehört hat, prägt sich eben ein.

Warum sollen wir das Feld nur den Politkern überlassen? Sagen Sie Ihre Meinung. In diesem Sinne: Bleiben Sie beharrlich!

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Veröffentlicht in Allgemein.

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