Die Kunst des Scheiterns und Wieder-Aufstehens

Michael Schmidt- Heutzutage gibt es zu allem und über alles Bücher, natürlich auch über das Scheitern und Wiederaufstehen. Und selbstverständlich gibt es zahlreiche Prominente (u. a. Winston Churchill, Steve Jobs, Harry Belafonte und Pablo Picasso), die alle schon mehrmals gescheitert waren, bevor sie Erfolg hatten. Ebenso zu den Binsenweisheiten der Erfolgs- und Motivationsliteratur gehört, dass Rückschläge Hinweise und Feedbacks sind, von denen man lernen kann, wie man es beim nächsten Mal besser macht.

Trotzdem fühlt sich Scheitern für viele so schlecht an, dass man es am besten für sich behält und sich insgeheim dafür schämt. Oft kommen dann die Erinnerungen an schlechte Erfahrungen mit Scheitern (gut gemeinte Ratschläge von Eltern oder Lehrern, dass „das ja eh nichts für mich sei“ oder die Blamage beim Vorsingen, öffentliches Scheitern z. B. beim Sport, usw.), die einen dann erst so richtig „runterziehen“  Wie kann ich mich also nach dem Scheitern wieder motivieren und die belastenden Gefühle überwinden, auch wenn ich kein „Promi“ bin? Vielleicht hilft da ein Blick in die eigene (Miss-) Erfolgsgeschichte. Denn wir sind schon alle mal nach einem Scheitern wieder aufgestanden und haben unser Ziel dann doch noch erreicht.

Stellen Sie sich vor (denn erinnern werden Sie sich wahrscheinlich nicht), sie wären beim Laufen lernen nach dem 50ten Mal hinfallen liegengeblieben und hätten sich gesagt: Laufen ist nichts für mich, krabbeln reicht? Oder Sie hätten beim Sport nicht diesen einen Bewegungsablauf  1000 Mal trainiert, bis Sie ihn verinnerlicht hatten? Dann wären Sie heute nicht da, wo Sie sind.

Sollten Sie also mal wieder mit oder an irgendetwas scheitern, dann können Ihnen folgende Fragen und Maßnahmen helfen:

1.     Fragen Sie sich: Will ich das überhaupt? Manchmal verbeißt man sich wirklich zu sehr in etwas, was man „eigentlich“ nicht will, aber jemand anderem zuliebe dann doch tut. Ist das Ziel wirklich attraktiv für Sie? Wenn ja, dann konzentrieren Sie sich voll und ganz auf Ihr Ziel. Wenn nein, lassen Sie es los.

2.     Lassen Sie sich von Partnern, Freunden und Ihnen wohlgesonnenen Personen trösten (und nur von denen J). Grenzen Sie sich hingegen von denen ab, die Sie gerne scheitern sehen oder Ihren Frust und das Gefühl der Niederlage bestärken.

3.     Nehmen Sie Ihre Gefühle wahr. Können Sie neben Schmerz, Trauer und Scham auch Wut, Trotz und Frust spüren? Wenn ja, dann ist wahrscheinlich noch genug Energie und Motivation für den nächsten Anlauf da. Wenn nicht, warten Sie noch ein bisschen. Vielleicht tauchen diese Gefühle erst später auf. Sie sind für den nächsten Anlauf unerlässlich.

4.     Überprüfen Sie Ihren Ehrgeiz. Ist der groß genug, es noch einmal zu probieren? Ein hohes Maß an Frustrationstoleranz und Hartnäckigkeit sind schon erforderlich, wenn Sie etwas erreichen wollen. „Freizeitoptimierende Schonhaltung“ oder (bei Führungskräften) „ehrgeizschwache Positionsgenügsamkeit“ wird Ihnen da nicht weiterhelfen.

5.     Überprüfen Sie Ihren Plan und Ihre Strategie. Führt der Weg, den Sie eingeschlagen haben, wirklich ans Ziel? Geht das wirklich so schnell, oder sind Sie zu ungeduldig? Rennen Sie vielleicht 5 Mal gegen die gleiche Stelle der Wand, anstatt zu erkennen, dass da nun mal nicht die Tür ist (sondern 1 Meter weiter links)?

6.     Bereiten Sie sich auf Rückschläge vor und betrachten Sie diese als normal. Eine gute Übung dafür kann das „Maßband“ sein: Holen Sie sich ein einrollbares Maßband, wie es beim Schneidern verwendet wird (mindestens 1 Meter lang). Jedes Mal, wenn Sie gescheitert sind, schneiden Sie 1 cm ab. So stellen Sie sich von vornherein darauf ein, dass Sie Ausdauer und Zeit benötigen.

7.     Nehmen Sie kleine Zwischenerfolge wahr und feiern Sie diese! Oftmals werden diese kleinen Erfolgserlebnisse schnell abgehakt, und schon geht es weiter. Dabei sind sie Kraft- und Motivationstankstellen für den weiteren Weg zum Ziel.

8.     Suchen Sie sich Verbündete, die mit Ihnen das Ziel erreichen möchten.

9.     Seien Sie großzügig zu sich und anderen. Das ist das beste Mittel gegen Verkrampfung und übertriebenen Ehrgeiz. Loben Sie andere für ihren Einsatz, trösten Sie sie bei Misserfolgen und muntern sie auf. Die damit verbundene Positivenergie bekommen Sie sofort zurück, und das bestärkt Sie ebenfalls.

10.  Und wenn Sie es geschafft haben: Ruhen Sie sich aus und genießen Ihren Erfolg (aber nicht so lange, bis Sie träge werden J).

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein „gelungenes“ Scheitern und erfolgreiches Wiederaufstehen.

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Veröffentlicht in Führungsrolle.

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