Führungsverhalten und der Kölner Polizeipräsident – oder die „Potemkinisierung“ von Unternehmen

Albers ist nur der Letzte und Winterkorn der Teuerste in einer Kette von Führungskräften, die über einen eklatanten Führungsfehler stolpern. Sie wissen nicht was in Ihrem Bereich wirklich passiert. Wie kommt es zu dieser Unwissenheit?

Lehm- und Lähmschichten
Allesamt haben eines gemeinsam, sie haben keinen Kontakt zu den Mitarbeitern, die die Wahrheit kennen und bereit sind sie auch zu sagen, wenn man sie fragt.

Albers hätte Zeit gehabt die Beamten zu befragen, die vor Ort waren, die es erlebt haben. Nein, er tritt in die Öffentlichkeit nachdem er mit seinen direkten Führungskräften gesprochen hat, die ihm scheinbar einfach nicht die Wahrheit gesagt haben.

 

„Trugbild, Blendwerk, nur Fassade und nichts dahinter – für all dies gibt es seit mehr als zwei Jahrhunderten ein Synonym: Potemkinsche Dörfer. Kundige wissen, woher der Begriff kommt. Von einer Inspektionsreise, die die Zarin Katharina durch ihre südrussischen Provinzen und die Krim führte. Der dortige Gouverneur, so heißt es, habe bei ihr Eindruck erwecken und umfangreiche Ortschaften seines angeblich blühenden Landes vorführen wollen, die es in Wahrheit gar nicht gab. Nichts als Häuserfronten habe Potemkin, der Hochstapler, errichten lassen – und mit dieser Vorspiegelung die Herrscherin samt großer Begleitung erfolgreich getäuscht.“ http://www.welt.de/kultur/history/article12607459/An-Fuerst-Potemkin-war-alles-echt-Auch-die-Doerfer.html 

 

„Potemkinisierung“ ganzer Unternehmensbereiche
Als Chef-Chef darf ich nicht an meinen Mitarbeiter vorbeiagieren und sie „Bypass -en“. Ihnen in die Entscheidungsbefugnis hinein zu regieren, schwächt das System und die Führungskräfte nachhaltig. Was aber auf der Entscheidungsseite ein Verbot ist, ist auf der Informationsseite ein Gebot. Keinen Kontakt zu den Mitarbeitern meiner Mitarbeiter zu haben, führt zu abgeschnitten sein und installiert eine Lehm- und Lähmschicht für Informationen. Wer diesen Kontakt und diese Information verliert, bekommt nur noch ein gefiltertes Bild der Welt („Potemkinisierung“ eines Führungsbereiches).

Wir haben das doch im Griff, oder?
Es sind nicht selten die gleichen Führungskräfte, die gerne mit autoritären Suggestionen arbeiten. „Den amerikanischen Markt haben wir doch im Griff, oder?“ , heißt übersetzt nichts anderes, als „Lass Dir nicht einfallen mir etwas anderes zu melden“. So entstehen sehr schnell tabuisierte Bereiche. VW ist nicht das erste Unternehmen, das den Misserfolg eines Projektes oder eines strategischen Zieles tabuisiert hat. Ist bei Ihnen im Unternehmen der Misserfolg eines Projektes tabuisiert? Dann sollten Sie sich bewusst machen, dass hier schon das verdecken, verzerren und vermeiden von Informationen beginnt. Der Chef erhält kein reales Bild vom Zustand von Projekt und Ziel. Vermutlich glaubten die VW-Manager und Ingenieure, das Beste für das Unternehmen zu tun und im Sinne von Vorstand und Aufsichtsrat zu handeln. Auch wenn es keinen direkten Befehl dafür gegeben hat.

Angst und Machtdistanz lässt am Ende jene Chefs immer öfter und immer schneller scheitern, die das System selbst geschaffen haben. Und dabei fühlen sie sich völlig unschuldig, da sie selbst doch nichts getan haben.

Stimmt. Sie tragen keine Handlungs- aber Führungs- und organisatorische Verantwortung.

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Veröffentlicht in Delegation, Führungsauftrag.

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