„Ein Mann, ein Wort, eine Frau, ein Wörterbuch“ – solche Sprüche über die angebliche Geschwätzigkeit der Frauen im Vergleich zu den Männern kennt der Volksmund zur Genüge. Und viele Männer werden zustimmend nicken und manche Frauen ebenfalls. Aber stimmt das überhaupt so pauschal?
Julia Baird, eine australische Radiomoderatorin, vertritt im Gegenteil die Meinung, dass Frauen sich -zumindest in der Öffentlichkeit und vor Gruppen oder Versammlungen – eher zurücknehmen, während Männer ihren Redeanteil ausweiten und oft dabei auch über Themen reden, die gar nicht „dran“ sind. Dafür hat Julia Baird die schönen Wortspiele „manologue“ und “mansplaining“ (sinngemäß: Männliche Erklärungen) geschaffen und in der New York Times dazu kürzlich einen bemerkenswerten Artikel verfasst (auch zu lesen in der aktuellen Ausgabe der ZEIT, Nr. 23 vom 25. Mai, S. 11). Ihre Erfahrungen, dass Männer sich im professionellen Umfeld einen höheren Redeanteil nehmen, der ihnen zudem zugestanden wird, decken sich mit den Ergebnissen mehrere Studien verschiedener Institutionen dazu (u. a. die Universitäten Yale, Brigham Young und Princeton). Hinzu kommt, dass Männer sich den Raum und die Zeit nicht nur nehmen, sondern sie dabei auch nicht so sehr und so oft korrigiert (sprich unterbrochen, auf die Redezeit hingewiesen oder ihre Aussagen hinterfragt) werden wie Frauen. Hinzu kommt, dass Frauen sich oft relativierend ausdrücken (mit Ausdrücken wie „eigentlich“, „irgendwie“, „nicht wahr“, usw.), was bei Männern deutlich seltener vorkommt. Weiterhin schwächen viele Frauen ihre Wirkung dadurch, dass sie laut Yale-Studie befürchten, ein zu hoher Redeanteil hätte negative Konsequenzen, und leider gibt ihnen die Yale Studie in diesem Punkt recht: Sowohl weibliche als auch männliche Zuhörer empfanden Frauen mit einem zu hohen Redeanteil als „aggressiv“.
Julia Baird weist auf die Verbreitung dieses Phänomens bis hin zum Redeanteil von Frauen in Filmen hin (mit z. T. krassen Beispielen aus Disney-Filmen und Star Wars). Wir haben es also nicht mit irgendwelchen Ausnahmen zu tun. Am Tisch der Entscheider zu sitzen reicht demnach nicht, frau sollte sich auch äußern (und die Männer sie lassen). Dazu sind folgende Maßnahmen (unabhängig vom Geschlecht, sondern ganz generell zur Optimierung von Besprechungen) hilfreich:
- Einführung von Redezeiten (vielleicht auch vorher eine Analyse der aktuellen Länge der Redebeiträge)
- Beim Thema bleiben
- Persönliche Prüfung, ob der eigene Beitrag wirklich notwendig ist (und wenn ja, wie ich in kurz und knapp formulieren kann)
- Sich nicht einfach unterbrechen lassen, wenn es dazu keinen Anlass gibt.
- Relativierende Formulierungen nur dort verwenden, wo sie angebracht sind, ansonsten klare, prägnante Formulierungen
- Unterbrechung und Feedback zu Schleifen, Wiederholungen u. ä. Monologen von Frauen (eher selten) und Männern ( schon öfter) in Besprechungen