1. Nehmen Sie Homeoffice nicht zu leicht. Erwarten Sie nicht die gleiche Leistung von sich.
Wir müssen viele Rahmenbedingungen zu Hause erst schaffen, die es im Büro schon gibt. Viele Abläufe sind tief verankert, sie steuern uns. Alle diese Anker, Leitplanken fehlen zuhause.
2. Räume: Definieren Sie Ihr „Office“ in der Wohnung/Haus.
Vielleicht brauchen Sie virtuelle Wände im Raum. Auch ein „virtuelles Anklopfen“ kann helfen, Arbeit nicht aus den Office-Quadratmetern rauszunehmen, anderes nicht mit ins Office reinzunehmen.
Sonst verschwimmt Ihnen Arbeit und Privatleben ganz schnell. Überall ist etwas Arbeit. Ein ständiger Auslöser etwas zu tun. Folgen sind Stress, innere Unruhe, Überlastung. Das mag Ihnen komisch, albern vorkommen. Aber ungewöhnlich Situationen brauchen ungewöhnliche Wege.
3. Zeiten: Definieren Sie Ihre Arbeitszeiten. Anfang und Ende.
Zeiten für geschlossenes Arbeiten (nicht stören!), offenes Arbeiten (Anklopfen, Unterbrechen erlaubt), Zeiten für Abstimmung mit Kolleginnen/Kollegen, Zeiten für Pausen. Zeiten für Feierabend (manche ziehen sich für den Feierabend bewusst um).
Wir müssen uns viel mehr selbst managen. Im Büro fehlen alle Auslöser für Freizeit, Ablenkung, Sport, Spiel und Spaß. Stärken Sie Ihre Disziplin: „Ich bin jemand, der zuverlässig das tut, was er sich vorgenommen hat.“
4. Timeboxing. Zeiten strukturieren. Unterstützen Sie konsequent Ihre Disziplin, Ihre eigene Zuverlässigkeit.
Wichtige Hilfsmittel sind Timer (z.B. Küchentimer, Handy) jeder Art. Timeboxing: Definieren Sie eine bestimmt Zeitbox (20 Minuten ist die beliebteste Boxgröße) und füllen Sie eine Aufgabe hinein. Ähnlich die Pomodoro-Technik (der Name kommt daher, dass viele Küchentimer die Form einer Tomate haben): Wecker stellen und loslegen.
Timeboxing und Pomodoro sind Methoden, die vor allem helfen, wenn die Arbeit nicht gut vorstrukturiert ist. Und genau das ist, was Homeoffice zunächst einmal darstellt. Keine oder wenige Strukturen.
5. Aufgaben sortieren. Routinen im Büro helfen, die Aufgaben auf die Reihe zu kriegen.
Es taucht nicht die Frage auf, was als nächstes zu tun ist, weil sich eine Aktion an die andere reiht. Diese Bürofunktion muss eventuell im Homeoffice ersetzt werden. Zur Zeit empfiehlt sich die einfache Priorisierungsregel: Dringlichkeit. Was muss auf jeden Fall erledigt werden?
Manche fallen in Grübelei und Untätigkeit, weil man so viel tun könnte, aber nicht weiß, womit man anfangen sollte. Dann gerät man in eine „Rolle“, in der man sich dreht ohne den Ausgang zu finden, grübelt, von Gedanke zu Gedanke springt. Weil man sich nicht entscheiden kann, tut man gar nichts. Ergebnis ist Frust und schlechte Laune. Wenn Sie das merken: Sofort aufhören und Aufgaben aufschreiben, nach Termin sortieren („Was muss zuerst auf jeden Fall fertig werden?“), einfach auswählen (im Zweifel würfeln), Augen zu und durchstarten.
6. Familienkonferenz. Regeln regeln.
In der Familie kommen jetzt viele Bedürfnisse auf einmal zusammen. Jeder braucht etwas anderes. Und jeder hält seine Regeln für die richtigen und regt sich schnell darüber auf, wenn ein anderer diese nicht einhält. Der perfekte Cocktail für Konflikte. Erklären Sie den familiären Ausnahmezustand. In diesem Zustand müssen andere Regeln befolgt werden als sonst. Sammeln Sie erst einmal, was jeder an Freiraum, Ruhezeiten etc. braucht. Bauen Sie erste Regeln auf und machen Sie sie Tag für Tag besser. Welche Regeln sind gut, welche nicht? Welche sind besser?
Etwas für selbstverständlich zu halten, was nicht selbstverständlich ist, ist im Homeoffice vielleicht der größte Fehler. „Wir kriegen das schon hin“, „Das geht sonst doch auch irgendwie“ sind fatale Einstellungen, die verhindern, dass man mit ungewohnten Regeln diese ungewöhnliche Situation meistert. Wir kennen die Erwartungen der anderen nicht wirklich. Wir erwarten aber, dass alle anderen meine Erwartungen kennen und erfüllen. Passiert das nicht, sammeln wir Ärgerpunkte. Eine der wichtigsten Regeln: Sofort stoppen und innehalten, wenn sich bei jemanden die Stimme verändert, wenn sie gepresster, härter, angespannter oder lauter wird, also bei jedem klaren Indiz für Genervt-Sein. Sofort unterbrechen, Hand heben und nicht antworten, sondern stattdessen fragen, was der andere braucht, was nicht stimmt.