Feedback-Werkzeug für Stärken und Schwächen – C-Skalen

Fotolia_63317365_XS_copyright(2).jpgUlrich Grannemann, 2008 – Feedback wird besonders schwierig, wenn es sich nicht auf einzelne Ergebnisse oder Verhaltensweisen bezieht, sondern sich viele Punkte angesammelt haben, dass es schließlich um eine Stärken- und Schwächenanalyse geht.

 

Die Gefahr von Verletzungen der Persönlichkeit und Schäden der Beziehung ist hier besonders hoch, da Stärken und Schwächen nah am Kern der Persönlichkeit liegen. Stärken-Schwächen-Feedbacks müssen daher besonders gut vorbereitet werden. Dieser Einsatz an Arbeit für die Vorbereitung lohnt sich, da der Lern- oder Veränderungshebel beim Stärken-Schwächen-Feedback besonders groß ist.

 

Dieses Feedback-Werkzeug (C-Skalen) soll Ihnen helfen, Ihre Beobachtungen über die Mitarbeiterin / den Mitarbeiter zu sammeln, zu sortieren und in eine Form zu bringen, die es leichter macht zwar ein konfrontierendes, dabei aber beziehungs- und motivationserhaltendes Gespräch zu führen.
Hilfreich ist hier der Gedanke, dass Stärken und Schwächen zusammenhängen:

Wenn hinter jeder Stärke eine Schwäche steckt, dann kann man auch davon ausgehen, dass sich hinter jeder Schwäche eine Stärke verbirgt.

Die C-Skalen gehen von folgenden Grundannahmen aus:

Annahme 1:
Acht Basisorientierungen

Mit acht Kriterien ist eine erste pragmatische Beschreibung eines Stärken-Schwächen-Profils möglich. Die Skala verfolgt folgende Zielrichtung: Was sollte ich lernen, was sollte ich entlernen? Es wurden jene acht Kriterien, die in den 10 bekanntesten und bedeutendsten Persönlichkeitstests vertreten sind, ausgewählt:

1. Orientierung zur Veränderung (Wandel vs. Stabilität)
2. Orientierung in der Entfernung zu Anderen (Nähe vs. Distanz)
3. Orientierung im Status zu Anderen (Selbstbestimmung vs. Anpassung)
4. Orientierung zu eigenen Emotionen (Spontaneität vs. Besonnenheit)
5. Orientierung zur Welt (Außen- vs. Innenorientierung)
6. Orientierung zu Schutz/Offenheit (Robustheit vs. Empfindsamkeit)
7. Orientierung in den Denkebenen (Allgemein vs. Detail)
8. Orientierung in den Aufgaben (Pflicht vs. Möglichkeiten)

 

Annahme 2:
Grundprägung

Jeder Mensch hat auf einer Skala einen Kernbereich, der ihn prägt, ihn am besten charakterisiert, in dem er agiert, wenn die Situation es zulässt

 

aufdringlich, übergriffig

 

Extrovertiertheit

 

Kontaktneigung, Energie und Ideen von außen

 

Introvertiertheit

 

Zurückhaltung, Energie und Ideen von innen

 

schüchtern, zu zurückhaltend

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

X

 

 

 

 

 

 

 

(Beispiel)

Annahme 3:
Komplementäre Stärkenbereiche

Jedem Stärkenbereich (z.B. Introvertiertheit) ist ein komplementärer Stärkenbereich zugeordnet (Extrovertiertheit). Optimal ist meine Ausprägung, wenn mir die Verhaltenmöglichkeiten beider Stärkenbereiche zur Verfügung stehen, unabhängig von meinem Kernbereich.

(Ich kann mit mir alleine sein und nach innen gehen, aber kann auch nach außen gehen und Kontakte aufnehmen, wenn es notwendig/angemessen ist, auch wenn – sofern ich die Wahl habe – ich lieber alleine bin.)

Annahme 4:
Schwächenbereiche

Ein „Zuviel“ einer Stärke oder ein „Zuwenig“ der komplementären Stärke lässt die Wahrscheinlichkeit steigen, dass wir in bestimmten Situationen nicht angemessen reagieren können. Dies bezeichnen wir dann als Schwäche.

(Eine Person müsste eigentlich in einem Meeting zu einem Punkt Stellung beziehen, reagiert aber introvertiert und schweigt. Das Schweigen wird als Zustimmung gewertet.)

In welchem Bereich sehe ich Verhaltensweisen? (von bis, hier türkis markiert), Breite des Feldes: max. 6.

 

aufdringlich, übergriffig

 

Extrovertiertheit

 

Kontaktneigung, Energie und Ideen von außen

 

Introvertiertheit

 

Zurückhaltung, Energie und Ideen von innen

 

schüchtern, zu zurückhaltend

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

X

 

 

 

 

 

 

 

(Beispiel)

Annahme 5:
Lernfähigkeit

Auch wenn wir durch unsere Mentalität geprägt sind, können wir die Verhaltenmuster der komplementären Stärken erlernen und der Schwächen entlernen, auch dann, wenn wir uns von der Grundpersönlichkeit nicht mehr ändern. So gibt die Beurteilung einer Person eine klare und eindeutige Richtung, in der sich z.B. ein Coaching oder auch ein Selbstlernprozess entwickeln muss.

 

aufdringlich, übergriffig

 

Extrovertiertheit

 

Kontaktneigung, Energie und Ideen von außen

 

Introvertiertheit

 

Zurückhaltung, Energie und Ideen von innen

 

schüchtern, zu zurückhaltend

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

X

 

 

 

 

 

 

 

(Beispiel)

In diesem Beispiel ergeben sich zwei Lernfelder:

Blaues Feld: Fehlendes Stärkenfeld -> Wie lerne ich weitere Fähigkeiten zur Kontaktaufnahme?
Was fehlt mir in diesem Bereich noch?

Rotes Feld: Schwächenfeld -> Welches sind die Situationen, in denen ich mich anders verhalten sollte?

 

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