Führungsstile bringen nichts (sie sind sogar gefährlich)

Ulrich Grannemann 2018

Wir haben auf unserer Seite über 1000 Artikel zum Thema Führung. Was meinen Sie welche Artikel haben die meisten Klicks über die Jahre gekommen? Ja, es sind die Artikel über Führungsstile.

Es ist absolut verständlich, dass wir als Führungskraft nach fester Orientierung suchen, vor allem in einer Zeit, in der die Winde ständig wechseln und auch noch schärfer werden. Wie schön wäre es, eine leichte Regel zu bekommen, nach der wir uns ausrichten könnten. Doch es gibt nicht die eine These, die Maxime, die Grundregel, die erfolgreich macht. Ich kann nach 30 Jahren Führungsforschung nicht wirklich sagen, was gute Führung ist. Natürlich schaue ich da hin, wo Mitarbeiter und Chefs sagen: „Der hat gut geführt.“ Wenn ich dann diejenigen frage, was sie denn tun, finde ich nicht „den“ Führungsstil. Die eine Führungskraft ist klar und direkt, der Zweite hört zu und ist empathisch, der Dritte ist ein Visionär und Leader. Das heißt, es scheinen viele Wege zur guten Führung zu führen, sowie viele Wege nach Rom führen.  Aber diese Wege scheinen weniger von Stilen abzuhängen, als von den jeweiligen Situationen, Aufgaben, Mitarbeitern und Kulturen. Und ein weiteres Merkmal konnte ich feststellen, dass hochgelobte Führungskräfte manchmal schon zwei Jahre später nicht mehr hoch gelobt waren, Mitarbeiter sich enttäuscht abgewendet haben. Und die Ursachen? Waren immer die gleichen: Wechsel von Menschen, Aufgaben und Zielen.

Dann scheint guter Führung nichts anderes zu sein, als die zufällige Passung von Führungsverhalten und Führungsnotwendigkeit. Wenn das aber die Voraussetzung ist, dann ist für den langfristigen und andauernden Erfolg als Führungskraft die Stillosigkeit sogar Bedingung.

Gute Führung entsteht nur durch andauernde Anpassung

Wenn man von dieser Erkenntnis ausgeht, dann gibt es nur eine Form, die zu guter Führung passt, nämlich sich jeden Tag und ständig, in kleinen Schritten, an jede neue Aufgabe und jeden neuen Mitarbeiter anzupassen. Jedes Mal zu fragen, wie muss was und wie angesprochen werden? Welche Formate, Gesprächsformen und Meetings brauche ich? Welche Form von Visualisierung, Kennzahlen, Key Performance Management und Delegation Formaten sind erfolgsführend? Gibt es diese neuen Formate schon oder muss ich sie erst noch erfinden? Das bedeutet aber auch Zeiten und Formate brauche, in denen ich mich genau das fragen kann und in denen ich Tag für Tag, Woche für Woche meine Führung anpassen kann. Ich brauche Zeiten, in denen ich Neuerungen schaffe und investiere, anstatt nur das laufende Geschäft zu machen und zu reparieren und zu reagieren. Ich brauche Zeit und Gelegenheiten mit einzelnen Mitarbeitern und dem gesamten Team, um  jedes Mal zu fragen, was können wir heute besser machen. Denn das ist klar, anscheinend werde ich diese Aufgabe als Führungskraft alleine nicht bewältigen können. Das ist eine interaktive Aufgabe mit meinem Team.

Führen Sie stillos aber dafür immer auf der Suche nach der besten Lösung.

Das Prinzip der ständigen Anpassung hat viele Umsätze hervorgebracht. Die Natur geht nicht anders vor. Sie lässt jeweils immer nur das am besten an die Umwelt angepasste Individuum überleben. In der Führung aber haben wir nicht die Zeit, die sich die Natur mit uns genommen hat. Schaffen sie daher Improvement-Zeiten. Die eleganteste Form, sich selbst zu einer sich ständig verbessernden Führungskraft zu machen, ist vielleicht ganz klein zu starten. Sich einen seiner eigenen Mitarbeiter aussuchen, ihm die Grundidee der ständigen Verbesserung zu erklären und ihn zu fragen, an welchem Punkt man starten könnte. Als mögliches Einstiegsthema bieten sich insbesondere Dingen aus den vier Führungsbereiche an: Erstens Verbesserung bei den Aufgaben und deren Erstellung und den Arbeitsabläufen. Zweitens Verbesserung bei der Abstimmung, d.h. Thema Meeting und Steuerung. Drittens Thema Arbeitsbeziehung: wie hoch ist der Stand der Kooperationsqualität und mit welchem Schritt können wir sie verbessern und viertens die Arbeitszufriedenheit ganz allgemein.

Machen Sie sich einen Spaß daraus immer besser zu werden, Woche für Woche mit kleinen Schritten, sich vom Stil zu lösen und dabei für die beste Lösung einzustehen.

Wenn dieses Vorgehen mit dem ein Mitarbeiter gut geklappt hat, dann kann man das mit dem zweiten, dem dritten weiterführen, um schließlich die anspruchsvollste Form der Improvement-Zeit zu meistern, nämlich diese Frage im gesamten Team zu stellen.

Und nicht vergessen: Sammeln Sie Ihre Erfolge, schreiben Sie die vielen kleinen Verbesserungsschritte auf. Es gibt nichts motivierenderes, als der sichtbare Erfolg in Form einer nach oben ansteigenden Kurve!

 

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