Es gibt eine Ähnlichkeit zwischen der Justiz und dem Veränderungsmanagement. Die Akzeptanz des Ergebnisses (bzw. des Urteils) hängt nicht nur von der Ergebnisgerechtigkeit ab, sondern auch von der Art und Weise, wie das Ergebnis, das Urteil zustande gekommen ist: Es hängt ab von der „Prozessgerechtigkeit.“
Unter dem Begriff „Fair Process“ beschreiben Kim und Mauborgne (2005) drei Hauptbereiche:
Engagement | Grad der Aufmerksamkeit, Art des Umgangs: Ist die Kommunikation durch Partnerschaftlichkeit geprägt?Ehrlichkeit, Qualität der Beziehung. Wird die Kommunikation als offen und ehrlich empfunden? ‚Engagement‘ beschreibt die „weichen Faktoren“ des Prozesses. |
Explanation | Wurden die Gründe deutlich gemacht, die zu den Entscheidungen geführt haben. Sind sie nachvollziehbar? Wurden die Gründe in der richtigen Form, Sprache und Zeitpunkt gegeben?Wurden wirklich alle Hintergründe genannt, oder ergibt sich ein Erklärungsdefizit, das durch negative Fantasien gefüllt wird? Wurden Existenz, Bedeutung, Lösbarkeit und Fähigkeit (Notwendigkeit und Möglichkeit) des Prozesses herausgestellt? |
Expectation Clarity | Sind die „Spielregeln“ des Prozesses klar definiert und offen kommuniziert worden? Sind die Regeln und die Vorgehensweise transparent? Was steht fest und was kann diskutiert werden? Was passiert mit den Beiträgen der Beteiligten?Das „K.I.E.-Design“ (Kommunikations-, Informations- und Entscheidungsregeln eines Projektes) muss allerdings zur Kultur eines Bereiches passen. |
Am deutlichsten wird die Bedeutung der Prozessgerechtigkeit in den paradoxen Fällen, in denen eine hohe Ergebnisgerechtigkeit (z.B. mehr Geld in Form von Prämien) durch eine negativ empfundene Prozessgerechtigkeit mehr als ausgeglichen wird.